Startseite | Impressum/Datenschutzerklärung | Kontakt

"Kurzgeschichten zum Reinlesen"


Top-Aktuell!
 
Endlich starten wir wieder mit neuen Geschichten!
 
Dieses Mal durften die Partner der Küstenautorinnen jeweils zwei Wörter aussuchen, welche dann in den entsprechenden Geschichten vorkommen mussten.
 
Nun freut euch auf drei Geschichten mit den vorgegebenen Worten:
-Amboss
-Rabe
-Kürbisbowle
-Bananenschale



__________________________________



"In einer anderen Zeit" von Kerstin Schreiber.


Jule und Marc liebten das Mittelalter, obwohl sie im Hier und Jetzt lebten. Das wäre jedoch ihr Zeitalter gewesen, wenn sie damals schon gelebt hätten. Seit Jahren gingen sie mit Freunden auf Mittelalterfeste und –märkte. Mittlerweile hatten sie mit diesen ein eigenes Lager gebildet. So zogen sie von einem Spectaculum zum nächsten.
Marc hatte sich vor einiger Zeit eine eigene Schmiedeesse gebaut. Diese war mit dem Anhänger gut transportabel. Hier stand er nun auf dem Mittelaltermarkt und schmiedete Werkzeuge und wunderschöne Schmuckstücke. Wenn man ihn suchte, so stand er in seiner Schmiede oder schlug auf den Amboss. Jule hatte sich als Seilerin spezialisiert. Sie stellte Peitschen und Tragbänder her. Das alte Werkzeug zum Seil- und Kordeldrehen bestand noch aus dem Erbe von Jules Urgroßvater. Gerne zeigte sie dieses den Menschen. Die Freunde von Jule und Marc hatten sich auf das tradionelle Gerben von Leder eingelassen. Am Ende wurde das Leder jedoch nicht mit irgendeinem Fett, sondern mit der Innenseite einer Bananenschale eingerieben. Hierbei handelte es sich sozusagen um einen Geheimtipp, der auch nicht an die Öffentlichkeit dringen sollte, da im Mittelalter keine Bananen bekannt waren. Natürlich ging es im Mittelalter auch bereits schon kulinarisch hoch her. Spezialitäten waren Holundermus, Beritzensauce und Hosenträgersülze. Aber oft aß man Eintöpfe, ob bei reich oder arm. Vor allem Rüben und Kohl, aber auch Lauch, Rettich, Möhren, Zwiebeln, Kürbisse, Gurken, Fenchel, Erbsen, Linsen und dicke Bohnen dienten hier als Hauptbestandteil. Getrunken hatte man früher natürlich hauptsächlich Wasser und Bier. Jule höhlte jedoch mit Hilfe der anderen Kürbisse aus und setzte in den Kürbisschalen dann ein Getränk an. Auf der einen Seite hochprozentig, aber auf der anderen natürlich auch die Variante ohne Alkohol. „Pompoen Punch“, hieß übersetzt Kürbisbowle und fand großen Anklang bei den Marktbesuchern.
Hoch über ihnen prangte ihr Banner.
Ihr Lager trug den Namen „Zwarte Raven“.
Zu Deutsch: „Schwarze Raben“.

So verbrachten sie ihre Freizeit, ihre Urlaube in diesem anderen Zeitalter.SKAL!

**********************************


Und nun auf zur zweiten Geschichte!
Hier darf man sich am Ende wundern!

"Die Unzertrennlichen" von Raina Käselau


Viele Jahre lebten Ronja und Sam unter einem Dach am Ende einer Kleinstadt in der Kastanienallee 20. In ihrer Wohneinheit lebten noch sechs weitere Bewohner. Es gab nie Stress zwischen ihnen. Sie teilten sich sogar einen mittelgroßen Pool, der aus Natursteinen gefertigt war. Diese Ausführung zählte unter Liebhabern zur Luxusausstattung. Ronja und Sam entwickelten in den Jahren eine enge Freundschaft und waren nahezu unzertrennlich. Bis zum Februar letzten Jahres, ab da änderte sich alles.

Um die Kleinstadt herum entstanden immer mehr Wohnsiedlungen mit sehr unterschiedlichen Ein- und Mehrfamilienhäusern. Einige im toskanischen Villenstil mit entzückenden, prachtvollen Gärten in denen sich die Vögel und Schmetterlinge wohlfühlten. Gleich nach den schicken Einfamilienhäusern folgten die Betonklötze mit vorzugsweise vielen kleinen Wohnungen für Studenten und Alleinstehende. Hier beschränkte sich die Gartengestaltung auf Rasenflächen, Fahrradschuppen und Wäschespinnen. Hübsche Bepflanzungen suchte man hier vergebens, ein paar Krähen aus Plastik zierten hier die Fahrradschuppen.

Durch den Bevölkerungszuwachs beschloss der Stadtrat, die Grundstücke inklusive der Häuser in der Kastanienallee 14 bis 20 aufzukaufen und abzureißen, um dort den geplanten Discounter in einer Ladenzeile zu erbauen. So erhielt auch der Hausbesitzer der Kastanienallee 20 ein gutes Angebot für sein Haus mit Geschäft und Grundstück. Er nahm es an und mit der großzügigen Abfindung der Stadt konnte er nun schon vorzeitig in den Ruhestand gehen und seinen Traum vom Alterswohnsitz in Ungarn umsetzen. Für Ronja und Sam sowie allen Anderen bedeutete es, raus aus der gewohnten Umgebung und als wäre dies nicht schon übel genug, wurden Ronja und Sam auch noch getrennt.

Seitdem sind nun acht Monate vergangen und passend zur Herbstzeit gab es zur Einweihung des neuen Discounters eine große Kürbisausstellung und für die Kunden Kürbisbowle gratis. Neben dem Supermarkt hatten sich auch zwei weitere Geschäfte und ein Imbiss in die Ladenzeile integriert. So befand sich nun direkt neben dem Markt ein Eisenwaren- und landwirtschaftliche Bedarfsartikel Geschäft, dessen Inhaber auf den Namen Eisenschmidt hörte. Diesen fantastisch passenden Namen hatte er in einen riesigen, imposanten Amboss gravieren lassen, der sich nun im Eingangsbereich befand. Dieses „Firmenschild“ brauchte Herr Eisenschmidt abends nicht in den Laden räumen, da der Amboss ein so großes Eigengewicht hatte und daher auch nicht zum Diebstahl einlud.

In dem weiteren Geschäft kam es nun nach mehr als acht Monaten dazu, dass sich die Wege von Ronja und Sam erneut kreuzten. Hier hatten sie endlich ein neues gemeinsames Zuhause gefunden, denn beim Auszug aus der Kastanienallee wurden Ronja und Sam in zwei verschiedenen Läden untergebracht, bis jetzt das neue Zoogeschäft fertiggestellt war. Hier leben Ronja und Sam in einem großen Terrarium mit weiteren acht Achatschnecken. Sie ließen sich die frischen Löwenzahnblätter, die Bananenschalen und die Gurkenscheiben schmecken. Auch hier gab es wieder einen tollen Pool, denn Achatschnecken mögen sehr gerne baden.

Der neue Zoogeschäftbesitzer hatte sich zur Angewohnheit gemacht, seine Schnecken nur als Pärchen abzugeben und da Ronja und Sam fast immer zusammen hockten, bestand die Chance, dass es nie wieder zu einer Trennung kam.

**********************************


Die dritte und vorab letzte Geschichte verschlägt uns an den schönen Nordseestrand!
 
Viel Spaß bei:
 
"Karma" von Kerstin Schreiber.
 

Melanie war wütend. Sie wollte einfach nur weg und an die Nordsee fahren. In der jetzigen Verfassung jedoch keine gute Idee. Deshalb schlenderte sie noch über den kleinen Kunsthandwerkermarkt in dem Dorf, in dem sie lebten. Hier gab es so herrliche Dinge. Mit viel Geschicklichkeit hatten die Künstler hier so einiges erschaffen. Ganz besonders hatte es ihr ein Kunstschmied angetan. Sie beobachtete ihn, wie er Silberlöffel und Gabeln auf dem Amboss mit einem speziellen Hammer so bearbeitete, dass wunderschöne Schmuckstücke dabei entstanden. Sanft ließ sie einen dieser Anhänger durch ihre Finger gleiten. Aber sie hatte in der Eile kein Bargeld mitgenommen. Sie wollte nun auch weiter. An der Nordsee angekommen, ergatterte sie noch ein Zimmer in einem kleinen Hotel. Erst einmal durchatmen und morgen früh wollte sie umgehend an den Strand.

Morgens war auf den Fluren des Hotels bereits ein unsagbarer Tumult. Kindergeschrei vermischt mit weiteren Geräuschen. Melanie schnappte sich ihre Strandtasche und schon eilte sie den Flur hinunter. Und schwupps, da rutschte sie die ganzen Treppenstufen auf der Pobacke hinunter. Sofort waren mehrere Gäste um sie herum, ob ihr etwas passiert wäre. Alles war an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Irgendeins der morgendlich kreischenden Kinder musste eine Bananenschale am Treppenabsatz hinterlegt haben. Und sie war natürlich mit ihren neuen Flip-Flops darauf gnadenlos ausgerutscht. Schon sah sie durch die Menge hindurch in drei grinsende Bubengesichter. Melanie wollte nur noch schnell weg.

Der Strand war bereits gut gefüllt, als sie ihn erreichte. Bei dem kleinen Häuschen fragte sie nach einem freien Standkorb. Der ältere Herr gab ihr einen Schlüssel und sagte, dass das der letzte freie Strandkorb sei. Sie schaute auf den abgewetzten Holzanhänger. Hier stand die Zahl „123“ drauf. Melanie suchte den ganzen Strand ab, denn irgendwie standen die Körbe nicht richtig sortiert hier. Immer wieder schaute sie auf ihr Handy, denn irgendwann müsste doch Henning sich einmal Sorgen machen und bei ihr nachfragen. Immerhin war sie nach ihrer Auseinandersetzung sang- und klanglos verschwunden. Sie würde sich dieses Mal nicht zuerst melden, das hatte sie sich fest vorgenommen. Es war schon mächtig heiß und die Sonne brannte, als sie endlich den Strandkorb gefunden hatte. Gerade als sie ihn aufschließen wollte, wurde sie grob an die Schulter gefasst. Als sie sich umdrehte, stand eine Frau in einem kunterbunten Kleid vor ihr. Diese behauptete dann, dass das ihr Strandkorb sei. Melanie zeigte ihr ihren Schlüssel und die Frau tat dem gleich. Beide Anhänger zierte die identische Nummer. Die andere Frau saß nun bereits im Strandkorb. Sie stritten sich weiter. Alle umliegenden Strandgäste schauten interessiert zu. Sie hatten beide für den Strandkorb gezahlt und die andere Frau behauptete sogar, dass sie ihn bereits schon die ganze Woche gemietet hatte. Sie maßen sich mit bösen Blicken und verhielten sich wie zwei Kampfhennen. Alle Augen schauten nun auf sie. Das war Melanie wiederum peinlich. Sie wollte sich also lieber mit ihr einigen. „Fifty-fifty“ Die Andere zeigte sich dann widerwillig einverstanden, dass sie den Strandkorbplatz stündlich wechselten. Melanie legte sich also auf ihr Badetuch in den Sand. Wieder und wieder schaute sie auf ihr Handy, doch keine Nachricht von Henning ging ein. Derweil liefen bei der anderen Dame Nachrichten im Minutentakt ein. Sie schien sich nicht dafür zu interessieren. Melanie versuchte nun abzuschalten, doch das funktionierte nicht. Um sie herum war es einfach zu unruhig. Ein paar Meter weiter spielte ein junger Vater mit seinem Sohn im Sand. „Ach Jeremy-Pascal, ne, nech! Mach das nicht noch mal, dann, dann, ja, dann weiß ich jetzt auch nicht.“, jammerte der Vater, als der Sohn alles Erbaute wieder zerstörte. Ein Stück weiter saß eine lärmende Gruppe Jugendlicher. Im nächsten Strandkorb saß ein biertrinkender Herr. Hier wusste man gar nicht, was roter wirkte, sein vom Alkohol geröteter Kopf oder sein Sonnenbrand. Also schön könnte anders sein. Und bei der Strandkorbdame liefen weiterhin Nachrichten ein, wobei ihr Handy schwieg. Über ihnen kreisten die Möwen. Jeremy-Pascal rief erfreut aus: „Guck ma Papa, da sind ganz viele Raben.“ Innerlich schlug ich mir mit der flachen Hand vor den Kopf. Was war nur mit den Generationen nach uns los?

Melanie wollte sich nun lieber im Wasser abkühlen, vielleicht gab es dort ein wenig Ruhe.

Einer der Jugendlichen rief ihr hinterher: „Na, dein Typ packt wohl auch mal kräftig zu!“ Damit spielte er auf den blauen Flecken vom Treppensturz an. Sie dachte sich: „Einfach ignorieren, wie auch das penetrante Klingeln von dem anderen Handy.“

Die Abkühlung tat Melanie sehr gut. Als sie am Strandkorb ankam, war dieser frei. Susi, so stellte sich die andere Dame vor, gab ihr nun den Platz frei und legte sich selbst auf ein Handtuch. Die Dame hatte also einen Namen. Deshalb traute sich Melanie zu fragen, warum sie so genervt auf die Nachrichten reagierte, denn sie selber würde sich über eine Nachricht sehr freuen.

Susi teilte ihr mit, dass sie sich wohl zweimal mit einem Mann getroffen hätte und dieser einfach nicht verstehen wollte, dass er nicht ihr Typ wäre.

Melanies Handy klingelte. Sie nahm es nervös in die Hand und dachte nur: „Bitte lass es Henning sein!“ Doch es war ihre Mutter. Diese fragte, mit wem sie denn am Strand wäre, weil ein junger Mann an ihr Handy gegangen sei. Melanie war erbost. Wütend ging sie zu den Jugendlichen in ihrer Nähe. Die Jungs meinten, dass das laute Klingeln genervt hätte und sie nur drangegangen wären um dem Anrufer mitzuteilen, dass sie im Meer schwimmen wäre. Melanie verbat sich weiteres Eingreifen in ihre Privatsphäre. Danach lehnte sie sich entspannt im Strandkorb zurück.

 

Als sie nach einer weiteren Stunde wieder auf dem Handtuch saß, kamen die Jugendlichen lang und fragten, ob sie mit grillen wollten. Gleich würde jemand Würstchen, Fleisch und weitere Getränke langbringen. Ja, warum eigentlich nicht. Melanie verspürte ein wenig Hunger und ihre neue Bekanntschaft Susi würde auch mit dabei sein. „Was gibt es denn zu trinken?“, fragte Melanie, denn auf Bier hatte sie nun wirklich keine Lust. Der Rädelsführer der Jugendlichen rief: „Kürbisbowle mit ganzen Früchten.“ Danach gab es allgemeines Gelächter und Schulterklopfen. Wieder tippte sie sich in Gedanken an den Kopf. Was hatte sie auch anderes erwarten können.

Bevor sie die Augen für ein kleines Schläfchen schloss, schaute sie noch einmal auf ihr Handy. „Nichts.“

Sie wurde durch den Grillgeruch und Stimmen geweckt. Entfernt nahm sie die Stimme von Henning wahr. Melanie riss die Augen auf. Und da stand er vor ihrem Handtuch. Er erklärte der erstaunten Frau, dass er angerufen hätte und einer der Jugendlichen rangegangen wäre. Dieser hatte ihm gesagt, wo sich Melanie befand und ihn herbeordert, mit der Bitte, Fleisch und Würstchen zum Grillen mitzubringen. „Diese kleinen Biester“, so dachte sich Melanie. Henning liebte sie und wollte für immer mit ihr zusammenbleiben. Das bewies er ihr nach dem Grillen auf dem Hotelzimmer. Er schenkte der erstaunten Melanie den wunderschönen Schmuckanhänger vom Kunsthandwerkermarkt. Er habe Melanie aus Sorge verfolgt, weil sie doch nach ihrem Streit so aufgebracht war. Später hätte er sie dann aus den Augen verloren.

Und die Sache mit dem doppelt vermieteten Strandkorb klärte sich ebenfalls auf. Bei Melanies Schlüssel war die Zahl auf dem Anhänger etwas abgenutzt gewesen. Sie hatte nämlich nicht den Strandkorb mit der Nummer 123, sondern den mit der 128 gemietet gehabt. Schicksal, Karma, oder wie sollte man das nennen? Es sollte einfach so sein, sonst wäre das Ende nicht so perfekt gewesen.

 

Happy End!



*************************************************************

Ab hier betreten Sie unser Archiv der „Kurzgeschichten zum Reinlesen“


Ordner 1:
"
Kleine Lichtblicke" Geschichten, entstanden in der Corona-Zeit

Ordner 2: Unsere Geschichten aus dem Sommer 2021.

Ordner 3: Kurzgeschichten zur Weihnachtszeit des Jahres 2017.

Ordner 4: Unsere Sommergeschichten des Jahres 2017

Ordner 5: "Sommer 2018-Projekt"

Ordner 6: Unsere Weihnachtskurzgeschhichten 2018

Ordner 7: Fantasy-Geschichten

Ordner 8: Unsere Weihnachtskurzgeschhichten 2021


Die Zeit ist gerade nicht so schön, alle befinden sich in einem Ausnahmezustand. Die Pandemie hält uns auf der einen Seite in Atem und auf der anderen Seite zwingt sie uns zur Ruhe.
Wir möchten nun einen kleinen Lichtblick mit unseren Geschichten setzen.

Wir hatten wieder Wörter als Vorgabe, an die sich jeder Autor halten musste. Aber verschieden, wie wir halt sind, so sind auch wieder unsere Geschichten ganz unterschiedlich geworden.

Die Wörter, die ein fester Bestandteil sein sollten:

-Schutzengel
-Wohnwagen
-Handicap

Und nun viel Spaß beim Lesen.

Hier nun die erste tierische Geschichte.





"Die Hoffnung stirbt zuletzt" von Kerstin Schreiber.



Mein Name ist Tinka und ich bin ein kleines Chihuahua Mädchen. Als mein Frauchen erfuhr, dass ich keine reinrassige Chihuahua Hündin bin, setzte sie mich kurzerhand auf dem Weg zu ihrer nächsten Modenschau an der Autobahnraststätte aus. Sie band mich an einem Baum fest. Es war dunkel und niemand würde hier wohl mehr langkommen. Ich fror entsetzlich. Plötzlich hielt ein Mann an und ich hoffte auf Rettung. Jedoch zog er mir nur mein mit glitzernden Steinen besetztes Halsband aus und jagte mich mit einem Fußtritt davon. Mein hinteres Bein hatte etwas abbekommen und es schmerzte. Mit diesem Handicap konnte ich nicht mehr schnell laufen und würde eine einfache Beute für Wildtiere sein. Ich kam an ein großes eingezäuntes Grundstück, vielleicht konnte ich hier Schutz finden. Da ich so klein war, konnte ich bequem durch die Gitterstäbe kriechen. Überall standen alte Autos, sogar gestapelt waren diese. Ich wollte nur irgendwo Unterschlupf finden, um mich vor der Nässe und Kälte zu schützen. Plötzlich hörte ich ein Trampeln und dann ein gefährliches Knurren. Genau hinter mir tauchten zwei riesige Hunde auf. Sie fletschten gefährlich die Zähne. „Was bist du denn für ein verlauster Wischmopp?“, fragte der eine gefährlich. Ich zitterte und antwortete mit dünnem Stimmchen: „Ich bin Tinka.“ Die beiden lachten. „Stinker heißt du also, so siehst du auch aus. Nass wie eine Ratte bist du. Was willst du hier?“ Der andere große Hund knurrte: „Antworte, bevor ich dich zerfleische, denn das ist unser Schrottplatz, den verlässt kein Fremder lebend.“ Ich konnte jedoch nicht mehr antworten. Ich zitterte nun nicht mehr nur vor Kälte, sondern auch vor Angst. Ich schloss die Augen, denn ich wusste, nun hätte mein letztes Stündlein geschlagen. Da hörte ich ein noch tieferes, noch gefährlicheres Knurren. Ich blinzelte vorsichtig durch die Augen. Nun war ein Hund dazu gekommen, der noch um das doppelte größer war, als die anderen beiden. Hier handelte es sich um einen Kangal und die beiden anderen waren Dobermänner. Die Dobermänner erklärten ihm die Lage, er schien der Boss zu sein. Er wirkte noch angsteinflößender, besonders weil Narben seinen Körper zierten, die wohl von vielen Kämpfen stammten. Ich verlor einfach die Besinnung. Es wurde schwarz vor meinen Augen. Besser so, dann würde ich von den ganzen Grausamkeiten nichts mitbekommen. Als ich erwachte war es hell um mich herum. „War ich etwa im Himmel?“ Mir war so warm, ich fühlte mich so wohl. Ich rappelte mich auf und schaute mich um. Ich lag eingerollt zwischen den Beinen des riesigen Hundes. Er schaute mich an und ich blickte in die gütigsten Augen, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Er sagte: „Du brauchst nun keine Angst mehr haben. Du bist hier sicher und ich passe auf dich auf, kleiner Stinker.“ Den Stinker konnte ich nicht auf mir sitzen lassen, so antwortete ich vorsichtig: „Ich heiße Tinka.“ King, so hieß mein Retter stellte mich den anderen beiden Hunden vor, sie sollten mich akzeptieren, denn ich würde fortan mit ihnen hier leben. Auch die Schrottplatzbesitzer schlossen mich in ihr Herz. Hier gab es den finsteren Randolph, der aber ein gutes Herz hatte und seine Frau Martha. Manchmal ging ich mit in deren Wohnwagen und Martha gab mir Streicheleinheiten und ich durfte auf ihrem Schoß sitzen. Ich aß nun nicht mehr aus einem goldenen Näpfchen frisch abgekochtes Rinderfilet, sondern durfte mit den großen Hunden aus den Näpfen fressen. Und King, mein persönlicher Schutzengel, wich nicht mehr von meiner Seite. Ach, was konnte das Leben doch schön sein. Ich hatte nun Freunde und ein wunderbares Zuhause.





Und nun kommen wir schon zur zweiten Geschichte.

Dieses Mal verschlägt es uns an die Ostseeküste.



"Schutzengel" von Raina Käselau

Felix und Ivonne waren in Pogeez, einer kleinen Gemeinde in Schleswig-Holstein, zwischen Lübeck und Ratzeburg, aufgewachsen. Ivonne hatte das Dorf für ihren Freund Tom verlassen und war zu ihm nach Lübeck gezogen. Nun kam nach fünf Jahren das Beziehungsende. Ivonne kehrte nun in ihr Heimatdorf zurück.

Inzwischen war in Pogeez ein Neubaugebiet entstanden und sie hatte Glück und konnte eine Doppelhaushälfte erwerben.

Beim Einzug lief ihr ein hinkender Felix über den Weg. Ihr alter Sandkastenkumpel, der Pogeez nie den Rücken zugekehrt hatte. Schnell kamen sie ins Gespräch und Ivonne erfuhr, dass Felix seit einem Arbeitsunfall ein versteiftes Bein hatte und dadurch schon Frührentner war. Seine Freundin kam damit nicht zurecht und trennte sich von ihm.

Ja, in fünf Jahren konnte schon viel passieren.

Beide fanden es gut, jetzt vor Ort jemanden zu haben, mit dem man sprechen, lachen oder mal zusammen was Essen gehen konnte – mehr nicht.

Bei einem dieser Treffen kam Felix die Idee, dass man doch mal gemeinsam mit seinem kleinen Wohnwagen ein Wochenende auf Rügen verbringen könnte. Ivonne war sofort begeistert und sogleich buchten sie für das kommende Wochenende einen Stellplatz auf dem Campingplatz.

Auf Rügen angekommen, bekam Felix vom Platzwart eine Parzelle auf einem Hügel mit Blick auf die Ostsee zugewiesen. Dem Platzwart fiel Felix hinterherziehendes Bein auf und so bat er seine Hilfe an.

Felix lehnte dankend ab, denn er wollte Ivonne zeigen, dass sein Handicap kein Problem darstellte. Oben auf dem Stellplatz lief erst einmal alles nach Plan. Felix koppelte den Wohnwagen ab und wollte nun mit Keilen die Reifen fixieren. In der Zwischenzeit holte Ivonne die Sachen aus dem Auto. Felix Blick ging zu Ivonne und er dachte: „Was für eine tolle Frau!“ Felix war so abgelenkt, dass er nicht noch einmal kontrollierte, ob der Wohnwagen ausreichend gesichert war. Als er gerade den Rückweg zum Auto antrat und schon die Hälfte der Strecke hinter sich hatte, lösten sich die Keile und der Wohnwagen begann zu rollen.

Für einen Bruchteil von Sekunden sah es so aus, als wenn Felix gleich vom eigenen Camper überrollt werden würde. Vor Schreck fiel er jetzt auch noch hin. Doch wie ein Wunder haute die Deichsel in den Boden und der Wohnwagen blieb stehen. Ivonne, die diese Szene wie angewurzelt beobachtete, besann sich und lief zu Felix. Dankbar, dass Felix Schutzengel auch hier auf der Insel seinen Dienst so gut vollbracht hatte, kniete sie nun neben Felix, nahm ihn dankbar in den Arm und gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss.

Nach diesem Schrecken sicherten nun beide gemeinsam den Wohnwagen und es wurde ein romantisches Wochenende.



Auch eine dritte Geschichte haben wir mit den drei vorgegebenen Wörtern.

Dieses Mal wird direkt passend auf die derzeitige Situation eingegangen, die die Welt derzeit so beschäftigt.
Viel Freude beim Lesen!



"Chaosqueen" von Kerstin Schreiber.

Rosa befand sich nun bereits seit geraumer Zeit im Homeoffice. Die Coronakrise tobte durch das Land und hatte alles zwangsmäßig lahmgelegt. Homeoffice war an sich eine schöne Sache, doch es war schon anders, wenn man jeden Tag von Zuhause aus arbeitete. Rosa schlief länger als sonst, ihr Tagesablauf verlief viel entschleunigter. Es kam ja auch zu dieser Krisenzeit nicht unbedingt jemand zu Besuch. Den ganzen Tag verbrachte Rosa in ihrem „Couchanzug“, wie sie ihren Jogger nannte. Eine Nachricht ging auf ihrem Handy ein. Wahrscheinlich wieder verzögert, da sie einen wirklich schlechten Empfang in der Wohnung hatte. „Hallo Rosa! Ich bin am Mittwoch beruflich in deiner Nähe und schaue dann gegen 15 Uhr bei dir rein. Freue mich auf dich!“ Rosa schluckte schwer, sie bekam es mit der Angst zu tun. Ben, ja, ihn hatte sie in ihrem letzten Urlaub in Dänemark kennengelernt. Beide waren auf dem gleichen Campingplatz gewesen. Rosa in ihrem kleinen Wohnmobil und Ben mit dem Wohnwagen. Es war eine schöne Zeit gewesen. Beide waren sogar ein bisschen verliebt gewesen. Sie hatten Adressen und Handynummern ausgetauscht. Oft hatten sie schon miteinander geschrieben oder telefoniert.

Und nun wollte er langkommen. Oh je, Rosa erschrak. Mittwoch, ja Mittwoch war doch heute! Und die Uhr zeigte bereits 10 Uhr an. Das Spülbecken stand voll mit Geschirr, die Wäsche lag waschbereit vor der Waschmaschine, anstatt dort drin. Und sie selber, sie hatte lange keinen Friseur gesehen, da doch alle Salons nun schon für eine geraume Zeit geschlossen waren. Der Haaransatz leuchtete bereits deutlich auf ihrem Kopf. Nützt nichts, hier war Handeln angesagt. Wäsche in die Waschmaschine und anschalten. Geschirr in die Spülmaschine räumen und anschalten. Schlimm, dass sie das nicht schon längst gemacht hatte. Nun noch den Kühlschrank durchforsten, um festzustellen, dass nichts Vernünftiges mehr dort vorrätig war. Schnell anziehen, den Müll runterbringen und zum Einkaufen gehen. Haartönung in der Drogerie besorgen, dann noch alle Zutaten für einen leckeren Gemüseauflauf einkaufen. Und eine Backmischung für einen Kuchen, denn zu mehr war sie heute wohl nicht mehr fähig. Zuhause angekommen leuchtete bereits der Anrufbeantworter. Natürlich, ihr Chef. Sie rief ihn gleich zurück und er regte sich sehr auf, weil sie nicht erreichbar war. Also schwindelte sie ihm eine Erkältung vor. Sie hätte geschlafen, weil sie sich nicht so fühlte und das Telefon wohl nicht gehört.

Nur noch drei Stunden bis Ben vor der Türe stehen würde. Schnell die Haartönung auf die Haare. Dann in die Küche und alle Zutaten mit der Backmischung verrühren. Ab in den Backofen. Das Gemüse für den Auflauf schnibbeln. Wieder Telefon, dieses Mal ihre Mutter. Es wurde ein langes Gespräch und ihre Mutter beklagte sich, dass Rosa nicht bei der Sache wäre. „Grrrr..,.“, so dachte Rosa bei sich, blieb jedoch liebenswert freundlich. Alles in die Auflaufform, Soße und Käse drüber. Super, so könnte später alles in den Ofen, sobald der Kuchen fertig war. Nun ab ins Bad, die Beine rasieren, Haartönung auswaschen, duschen, eincremen und Nägel lackieren. Danach noch ihre Haare wild auftoupieren. Das hat doch was. Da würde auch nicht auffallen, dass schon so lange kein frischer Schnitt in den Haaren war. Strümpfe an, Kleid über den Kopf und nun ging es an die Haare, Handtuchturban runter und ran an den Fön. „NEIN!“, Rosa schrie laut vor Verzweiflung. Ihre Haare glänzten in einem Pumuckl-Rot. Sie war eigentlich mittelblond und wollte ihre Haare wieder einheitlich in einen schicken Braunton versetzen. Sie schaute totunglücklich auf die Uhr. Er war genau 15 Uhr. Sie lief in die Küche, Rauchschwaden zogen ihr bereits entgegen. „Der Kuchen!“ Endlos verbrannt. Sie riss die Fenster auf und weinte und weinte. Ben würde sie nie wiedersehen wollen. So perfekt, wie sie ihm am Telefon mit Ratschlägen dienen konnte, so war sie doch gerade eher eine absolute Chaosqueen.

Es klopfte an die Türe. „Ben!“ Nein, es war ihre Nachbarin, die fragte, ob sie Hilfe benötigte, denn sie hätte den Brandgeruch wahrgenommen. Ja, ihr konnte wohl niemand mehr helfen. Sie erzählte ihrer Nachbarin von der Nachricht und dass Ben gleich hier aufkreuzen würde. Meine Nachbarin erwies sich jedoch als mein persönlicher Schutzengel, als sie sagte: „Rosa, wir haben doch heute schon Donnerstag und Ben meint dann bestimmt den Mittwoch in der nächsten Woche.“ Und so war es auch. Als Ben in der kommenden Woche kam, hatte ich alles gut vorbereitet, auch meine Haare waren nun kein Handicap mehr, denn sie leuchteten nicht mehr feuerrot. Ben blieb für eine ganze Woche bei mir. Das war wunderschön.



Der Gefahr ins Auge blickt nun unsere nächste Geschichte.



"Knapp vorbei..." von Frank Volkelt.

Lefty war wieder einmal an einem schönen, sonnigen Tag mit seinem Motorrad unterwegs und stellte sich in Gedanken die Frage: „Wohnwagen oder Wohnmobil? Was wäre nun besser geeignet?“ Ja, er träumte bereits von seinem nächsten Schwedenurlaub mit seiner Angel. Die schreckliche Coronakrise hatte nun viele Träume des letzten Jahres zerstört. Würde es denn dieses Jahr überhaupt etwas werden? Man weiß es noch nicht. Aber es zerrte mittlerweile schon extrem an den Nerven. Tja und mit so einem Wohnmobil bräuchte man sich auch nicht in Gegenden aufhalten, wo viele Menschen wären, sondern könnte sich diskret in die Natur verkrümeln und so den Menschenansammlungen fernbleiben. Kontakte vermeiden und viel, viel Abstand zu anderen Menschen halten, das war sein Ziel. Schweden ist dafür bekannt, dass dieses Land sehr viele und einsame Naturgegenden besitzt. Wie er so in Gedanken vertieft dahinfuhr, übersah er eine rot blinkende Ampel an einem Bahnübergang. Er erschrak fast zu Tode, als plötzlich der Pfiff einer herannahenden Lokomotive ihn zurück in die Realität holte. Nur weniger als drei Meter hinter ihm schoss die Lokomotive vorbei. Er hielt an und musste sich erst einmal sammeln. Da ihm nach dem Absteigen die Knie weich wurden, legte er sich erst einmal ins Gras und dankte seinem Schutzengel, der hier offensichtlich gerade alle Hände voll zu tun gehabt hatte. „Oh je,“, dachte Lefty so bei sich, „das war aber verdammt knapp. Mein Gott, wo war ich bloß mit meinen Gedanken eben?“ Vor vielen Jahren war er selbst als Lokführer tätig gewesen und er wusste nur zu genau, was dieser Lokführer da eben gerade durchgemacht hatte. Es tat ihm sehr leid, eine so schlimme Situation verursacht zu haben. Nach einer ganzen Weile war Lefty soweit, seine Fahrt fortzusetzen. Ja, dieses totale sich in Gedanken verlieren, das passierte ihm seit einiger Zeit immer häufiger. Er musste dringend etwas daran ändern, damit das nicht zum Handicap für ihn würde.





Bei unserer nächsten Geschichte wird es himmlisch!



"Ein verdammt harter Job" von Azrael ap Cwanderay



Humphry Butterbottom war ein Glückspilz.
Ihm passierten dauernd die ungewöhnlichsten Sachen, und doch wendete sich alles immer zum Guten für ihn.
Stand er morgens auf und stolperte über den Hund vorm Bett, so landete er meist auf einem zufällig am Boden liegenden Kissen. Verließ er die Dusche und drohte auf den nassen Fliesen auszurutschen, war wie durch Zauberhand plötzlich ein Handtuch unter seinen Füßen. Machte er sich Kaffee, verbrannte er sich an dem heißen Gebräu nicht die Zunge, weil das Getränk aus unerklärlichen Gründen plötzlich trinkwarm war.
Wenn er das Haus verließ, verfehlten ihn herunterfallende Dachziegel, Klaviere und Tresore immer um Haaresbreite, weil er plötzlich einen Schritt zur Seite stolperte.
Er konnte die Straße bei Rot unbeschadet überqueren, da alle Fahrzeuge einen plötzlichen Schlenker um ihn herum machten.
Selbst wenn er mit seinem Wohnwagen in den Urlaub fuhr und die Bremsen seines Autos am Berg versagten, landeten Fahrzeug und Anhänger mit lediglich ein paar Kratzern in einer dichten Hecke.
Sogar beim Golf, seiner liebsten Freizeitbeschäftigung, hatte er Wundersamerweise ein Handicap von -20, obwohl er nicht mal den Schläger richtig herum halten konnte.
Oft sagten die Leute zu ihm: «Humphry Butterbottom, du musst einen verdammt tüchtigen Schutzengel haben, der sehr gut auf dich achtgibt.»
Da zuckte Humphry dann nur mit den Schultern und sagte: «Habe ich nicht nötig, ich bin doch ein Glückspilz."

Himmlische Wolkenebene 7 ¾, Mitarbeiterkantine.
Oberster Hilfsschutzengel der Cherubinkaste Malachekiel und Hilfsschutzengelanwärter der Novizenkaste Anatachiel saßen gerade beim himmlischne Mannamahl, als eine ziemlich derangierte Gestalt den Saal betrat.
Das weiße Gewand wies Schmutzflecken und Risse auf, die Flügel waren zerrupft und der Heiligenschein hing schief über den strähnigen Haaren.
«Wer ist denn diese bedauernswerte Gestalt?», wollte Anatachiel wissen.
«Dieser arme Tropf, mein lieber Hilfsschutzengelanwärter der Novizenkaste, ist Benetekiel, der persönliche Schutzengel von Humphry Butterbottom, dem größten Pechvogel auf Erden. Glaub mir, den zu beschützen, das ist ein verdammt harter Job…«

ENDE





Nun zu unserer fünften Geschichte.

Mit dieser Geschichte möchten wir all unseren Followern ein schönes Osterfest in diesem Jahr wünschen.



FROHE OSTERN!





"Bald ist Ostern" von Raina Käselau

Der Osterhase Hopsi wollte in diesem Jahr seine beiden ältesten Kinder zum Ostereierausliefern mitnehmen. Seine Tochter Luna und den ältesten Sohn Rambo. Nur ich, Krümel, sollte mit meiner Mama im Bau bleiben, da ich nicht nur zu jung, sondern auch etwas zu klein geraten war. Ich fand es unfair, denn zu klein zu sein, musste ja nicht unbedingt ein Handicap sein. Ich passte nämlich auch durch sehr kleine Zaunlöcher, im Gegensatz zu meiner Schwester Luna.

Doch meine Eltern wollten sich nicht überreden lassen. Papa und Rambo packten die Rucksäcke. Ich hingegen durfte mit Mama nur weitere Ostereier anmalen. Am folgenden Tag brachen Luna, Rambo und Papa recht früh auf. Ich war traurig und blickte ihnen hinterher. Da kam mir eine Idee. Mama legte sich bestimmt gleich noch einmal aufs Ohr und das wäre dann meine Gelegenheit, mich auch auf den Weg zu machen, um ein oder zwei Familien mit Ostereiern zu beglücken.

Es dauerte nicht lange und Mama schlief tief und fest. Ich nahm meinen kleinen Rucksack mit zehn Eiern und hoppelte davon. Ich glaubte, mich an die Worte meines Vaters zu erinnern, dass er sagte, er würde zu der Siedlung am Rande des großen Rübenfeldes gehen. Musste man da nun links oder rechts abbiegen? Oh, so ein Mist, ich konnte mich nicht mehr so genau erinnern. Ich bog rechts ab. Ich hoppelte und hoppelte wohl schon länger als eine halbe Stunde und traf auf kein Haus. Jetzt wollte ich aber auch nicht aufgeben und hoppelte weiter. Dann sah ich eine kleine Straße, die zu einem riesigen Tor führte. Darüber gab es ein großes Schild mit der Aufschrift „Campingplatz“. Das Tor war verschlossen. Doch ich hieß ja nicht umsonst Krümel. Ich presste mich durch ein kleines Loch in einer Holzplanke. Ich merkte nicht, dass ich dabei eines meiner bunten Eier aus meinem Rucksack verlor.

Ich lief weiter und kam an den ersten Wohnwagen vorbei. Menschen traf ich auf meinem Weg nicht. Ja, die Wohnwagen kamen mir vor wie Riesen. Auf jeden Fall waren die Stufen vor den Türen recht hoch. Doch da entdeckte ich eine Katzenklappe in einer Wohnwagentür. Ich überlegte nicht lange und krabbelte durch diese Klappe. Oh, ich war so stolz, nun holte ich meine Eier aus dem Rucksack. Es waren aber nur noch sieben, hmm, hatte ich mich heute früh so verzählt?

Egal, ich platzierte die Eier in verschiedenen Ecken und betrachtete mein Werk. Toll, ich hatte es geschafft. Jetzt aber schnell wieder nach Hause hoppeln, bevor Mama mich vermisste. Doch so sehr ich mich bemühte, ich kam von dieser Seite nicht durch die Katzenklappe. Irgendwie ließ sie sich nicht mehr öffnen. Nun kamen mir die Tränen und ich bereute, nicht auf meine Eltern gehört zu haben. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich Geräusche von draußen hörte. Ich bekam Angst, könnte es womöglich der Fuchs sein und würde dieser auch durch eine Katzenklappe passen? Ich schlotterte am ganzen Körper. Doch dann erkannte ich die Stimme von Rambo und ich rief: „Hier drinnen, hallo hier, hier bin ich. Hinter der Klappe!“ Sekunden später kam eine Hasenpfote durch die Klappe und dieser Spalt reichte mir, um endlich wieder aus den Wohnwagen zu kommen. Glücklich schlossen mich mein Vater und meine Geschwister in die Arme. Nachdem ich mich etwas erholt hatte, fragte ich meinen Vater: „Wie habt ihr mich denn gefunden?“ „Ja“, meinte mein Vater, „du hattest einen Schutzengel in Form von Ostereiern.“ Und alle lachten – ich verstand es aber nicht. Da erklärte mir Luna, dass sie auf dem Rückweg von ihrer Tour immer an diesem Campingplatz vorbeikommen. Luna war auch diejenige gewesen, die das hübsche bunte Ei vor dem Tor erblickt hatte und genau wusste, dass dieses von ihrer Mutter bemalt worden war. Dann brauchten sie nur noch den anderen zwei Eiern folgen, die ich verloren hatte. So fanden sie mich. Als wir dann endlich wieder am Bau ankamen und meiner Mutter alles berichteten, waren alle nur froh, dass mir nichts passiert war. Ich schwor meinen Eltern, dass ich nie wieder einfach ohne Erlaubnis weghoppeln würde und mein Vater versprach mir, dass ich zum nächsten Osterfest mit auf Tour gehen dürfte.

Jetzt war die Welt für mich wieder in Ordnung!

Tadaa....

Und hier die Kurzgeschichten aus dem Sommer 2021.

Vier Autoren schreiben ihre kleinen Kurzgeschichten, um die Welt zu begeistern.

Jeder durfte sich wieder vorab ein Wort aussuchen, welches in der Geschichte vorkommen soll. Das erschwert natürlich das Ganze, weil diese Worte mit eingebaut werden sollen. Ein Crash-Wort ist auch wie immer noch dazugekommen.

Freut euch auf Geschichten, die folgende Worte beinhalten:

1. Vergnügungspark
2. Kreuzfahrtschiff
3. Sommersprossen
4. Latte Macchiato
5. Känguru
6. Flugzeugmotor

Nun ist es soweit!

__________________________________________________

Hier nun unsere erste Geschichte:



Nun wollen wir schauen, in welchem Zusammenhang die vorgegebenen Worte in dieser Geschichte auftauchen werden.

"Vogelfrei in die Zukunft" von Kerstin Schreiber



Vogelfrei in die Zukunft





Frustriert saß Lina in ihrer Küche und rührte gedankenverloren in ihrem Latte Macchiato. Wie schnell konnte sich ein Leben wandeln. Sie hatte ihren Job verloren und stand nun irgendwie vor dem nichts. Sie durchstöberte die Zeitung nach Stellenangeboten und stieß dabei auf eine Kontaktanzeige, welche wohl in der falschen Rubrik gelandet war.





„Entrümpel meine Behausung und mein Leben!

Ich brauche Platz für Neues! Vielleicht für dich?!?

Als Belohnung gibt es eine Reise auf einem Kreuzfahrtschiff nach Wahl und mit wem du willst, also für zwei Personen. Melde dich!“





Lina dachte so bei sich: „Was habe ich groß zu verlieren?“ Sie meldete sich bei dem wehrten Herrn. Gleich am Folgetag sollte der Entrümpelungsjob beginnen. Sie traf Harry in seiner Behausung an. Ein altes Bauernhaus, welches er von seinen Großeltern geerbt hatte. Er sagte zu Lina, dass es mit diesem Haus an den Hacken, nie mit einer Frau geklappt hätte. Alle würden sich an dem mit allerhand Inventar vollgestopften Haus stören. Doch trennen konnte er sich nicht von dem Haus und auch nicht von vielem anderen. Hier lag der Knackpunkt. Und er benötigte nun wirklich fremde Hilfe. Die Kreuzfahrt war ein Gewinn und diesen würde er Lina zur Verfügung stellen. Da Lina gerade arbeitslos war, hatte sie also nichts zu verlieren. Sie krempelte die Ärmel hoch und am nächsten Tag begann die Aufräumaktion. Es gestaltete sich jedoch nicht so einfach, sie musste jede Entsorgung richtig durchkämpfen. Harry wollte sich einfach von nichts trennen. Ausgebeulte Jogginghosen in Massen….die seien so bequem und bei neuen würde es so lange dauern, bis sie so gut eingetragen wären. Dann seine Kuscheltiere aus Kindertagen. Die neuwertigen sollten einem Kinderheim zur Verfügung gestellt werden, andere wanderten in den bestellten Container. Außer ein ganz abgenutztes Känguru, das durfte er behalten, denn das hatte ihm sein Opa in Kindertagen geschenkt. Daran hing sein Herz sehr. Kompromisse mussten geschlossen werden, das war Lina klar. Nach einer Woche harter Arbeit und vielem Tauziehen um Harrys Hab und Gut, saßen sie unter dem alten Apfelbaum und tranken ein Gläschen Wein. Harry meinte, dass sie sich die Kreuzfahrt nun wirklich verdient hätte. Dabei schaute er ihr tief in die grünen Augen. Niedliche Sommersprossen zierten ihr Gesicht und ließen sie sehr jung erscheinen. Wie von selbst trafen sich ihre Lippen. Harry meinte, dass es eine harte Zeit für ihn gewesen ist, denn die Entrümpelung des Hauses beinhaltete auch gleichzeitig eine emotionale Entrümpelung für ihn. „Das Leben ist kein Ponyhof.“, frotzelte Lina. Harry schaute ihr erneut in die Augen als er sagte: „Aber mit dir ist das Leben wie der reinste Vergnügungspark. Man möchte immer höher und weiter. Du beflügelst meine Fantasie. Mit dir würde ein Flugzeug selbst fliegen, wenn der Flugzeugmotor fehlen würde.“ „Ist nichts Besonderes,“, kam es trocken von Lina, „nennt man Segelflugzeug!“ Glück und Zufriedenheit machte sich bei beiden breit. Die gewonnene Kreuzfahrt nahmen die beiden bereits als Paar wahr.





**************************************************

Und nun zu Geschichte Zwei:

Jetzt geht es auf nach Australien.



"Post für Lotta" von Raina Käselau



Post für Lotta

Hey Mausi, ich bin nun nach 25 Stunden und 17 Minuten bei meiner Gastfamilie in Sydney angekommen und völlig überwältigt von der Landschaft hier, aber auch genauso kaputt von der Anreise. Du weißt ja, dass ich total viel Angst hatte vorm Fliegen. Hätte mir am liebsten eine Pampers angezogen. Hihi. Im Nachhinein war es jedoch gar nicht so schlimm. Nur der Start war komisch. Am Fenster neben mir saß ein kleines Mädchen und zeigte beim Start auf die Flugzeugmotoren und meinte zu mir: „Kuck mal da, die qualmen!!! Ich hätte mir fast in die Hose gemacht, doch dann schaute ich in ihr Gesicht mit tausend Sommersprossen und sah ihr breites Grinsen. …Ja, sie hat mich voll auf den Arm genommen. Hihihi. Aber danach entspannte ich mich und nach dem Bordimbiss und einem leckeren Latte Macchiato hatte ich fast vergessen, dass ich in einem Flieger war. Na ja, zuerst wollte ich ja auch lieber mit einem Kreuzfahrtschiff nach Australien. Du wirst es nicht glauben, aber man wäre dann 117 Tage unterwegs und dass zu einem Schnäppchenpreis von ca. 15.000 Euro, doch so viel wollte Grandma dann doch nicht dazu steuern. Die zweite Variante mit einem Fracht- oder Containerschiff würde 44 Tage dauern und so bei 4.500 Euro kosten. Ja, da hat dann der Flug ab Hamburg bis Sydney für 1.180 Euro doch glatt gewonnen und meine Flugangst ausgebootet. Außerdem sollen sich auf Kreuzfahrtschiffen überwiegend Rentner aufhalten, habe ich gehört und das ist ja wirklich nicht meine Altersklasse. Hahaha. Wenn du mit von der Partie gewesen wärst, wäre es etwas anderes gewesen, dann hätten wir bestimmt viel Spaß gehabt.

Aber nun zur Gastfamilie. Ich wurde am Airport total herzlich von ihnen begrüßt und dann sind wir ins Randgebiet von Sydney gefahren. Hier leben sie auf einer Farm. Die zwei Kinder die ich hüten soll, sind drei und fünf Jahre alt und total niedlich. Stell dir vor, bei denen im Garten kommen die Kängurus bis auf die Terrasse. Vorhin habe ich eins beobachtet, wie es sich Futter aus dem Vogelhaus geklaut hat. Ich bin total gespannt, was ich hier noch alles erleben werde.

Meine Gasteltern, Susen und Clark haben sich die nächsten drei Tage Urlaub genommen, um mir einiges zu zeigen, Du glaubst es nicht, morgen wollen wir in den „Luna Park“, ein großer Vergnügungspark hier in Sydney. Oh man, ich bin total aufgeregt. Ich werde dir bald wieder schreiben, doch nun gehen wir erst mal alle in den hauseigenen Pool. Sorry, wollte dich nicht neidisch machen! Nein, im Ernst. Schade, dass du nicht hier bist!!! Ich vermisse dich jetzt schon.

Deine beste Freundin for ever!!!!!!





PS. Fortsetzung folgt…



**************************************************





Eine Liebe kann wunderbar, aber auch grausam sein.

Geschichte Drei zeigt uns diese Facetten.

"Wenn ein Traum stirbt" von Frank Volkelt



Wenn ein Traum stirbt





Wieder war Gunnar klitschnass aus seinem Traum erwacht. Wie so oft in letzter Zeit, bekam er Alpträume, die ihm sehr zusetzten. Der letzte Urlaub mit Lorraine war erst zwei Monate her und er dachte schmerzlich daran zurück.

Sie waren mit einem schönen Kreuzfahrtschiff von Hamburg aus nach Norden gefahren. Durch den ständigen Stress auf ihren Arbeitsstellen war ihre Beziehung etwas eingefahren und brauchte dringend eine frische Brise. Die Reise führte über Spitzbergen und durch die Fjorde Norwegens. Am Abend saßen sie oft an Deck und genossen ihre Getränke mit Blick in den Sonnenuntergang. Lorraine trank am liebsten ihren Latte Macchiato, während Gunnar sich lieber an seinen geliebten Cuba Libré hielt. Als das Schiff auf seiner Route in Oslo anlegte, verbrachten sie einen wunderschönen Tag in der Stadt. Sie besuchten einen Vergnügungspark und den berühmten Skulpturenpark. Den Abend ließen sie dann im Hard Rock Café in Oslo lustig und harmonisch ausklingen, bevor sie wieder an Bord gingen.

Am nächsten Tag stand ein kompletter Seetag auf dem Programm.

Man sah den ganzen Tag kein Land, aber das Schiff bot ja genug Unterhaltungsmöglichkeiten an Bord an. Doch Lorraine und Gunnar blickten auf die offene See und träumten davon, um die ganze Welt mit so einem Schiff zu reisen, bis hin nach Australien. Einmal im Leben wollten sie Koalas und Kängurus in ihrem natürlichen Lebensraum beobachten können.

Sie sahen noch Stockholm und Kopenhagen auf dieser Schiffsreise und hatten sehr viele schöne und innige Momente miteinander. Sie liebten sich jeden Tag in ihrer Kabine und es war alles wieder wie zum Beginn ihrer Beziehung vor drei Jahren. Gunnar schaute so gerne in ihr Gesicht, mit den niedlichen Sommersprossen und versank vollkommen in ihren funkelnden, dunklen Augen.

Als das Schiff nach zehn Tagen wieder in Hamburg anlegte, waren sie ganz traurig, dass diese Reise schon vorbei sein sollte.

Der Alltag hatte sie dann sehr schnell wieder im Griff und nagte an ihrer Beziehung. Lorraine fing erneut an sich öfter mit ihrem Kollegen Ben zum Sport zu treffen und Gunnar saß lange am Abend alleine Zuhause. Er liebte sie doch und wollte ihr am liebsten jeden Wunsch erfüllen. Doch sie wurde immer launischer und giftete ihn an, wenn er nachfragte wo sie denn so lange gewesen sei. Sie spielte mit ihm und hielt ihn immer mehr auf Abstand. Er konnte ja schlecht schon wieder mit ihr eine Reise machen. Das würde die Firma nicht zulassen und finanziell wäre das so schnell auch nicht machbar.

Wenn Gunnar anfing die Hoffnung ganz aufzugeben, bezirzte sie ihn wieder ein bis zwei Tage, um ihn wieder auf Spur zu bringen.

Doch letztendlich ging es ihr doch nur um ihr Vergnügen. Sie war wieder mit Ben unterwegs. So wähnte sie Gunnar in Sicherheit, um ihr geliebtes Zuhause nicht zu verlieren, denn das gehörte ja ihm.

Gunnar kapierte endlich, wie sie ihn benutzte und zog sich immer mehr zurück.

Da meldete sich sein alter Kumpel Alf nach langer Zeit wieder und kündigte sein Erscheinen am kommenden Wochenende an, da er zum Fallschirmspringen nach Kiel kommen wollte.

Immer wieder hatte er Gunnar versucht zu überreden mitzukommen und in der Maschine mit hochzufliegen. Er sollte sich anschauen, wie die anderen oben rausspringen. Doch Gunnar hatte Flug- und Höhenangst, womit das Thema dann immer wieder schnell vom Tisch war. Auch dieses Mal flachste Alf wieder mit dem Angebot rum und war völlig perplex, als Gunnar dieses Mal zusagte.

Am Flugplatz angekommen, bekamen alle eine Sicherheitseinweisung, bevor sie in die Maschine kletterten. Lorraine die ebenfalls mitkam, wollte sich das Ganze jedoch vom Boden aus ansehen.

Der Flugzeugmotor sprang an, begann zu dröhnen und die Maschine hob ab. Nach einiger Zeit hatten sie die richtige Höhe zum Springen erreicht. Gunnar krallte sich, etwas bleich im Gesicht, auf der Sitzbank fest, als die Tür am Flugzeug geöffnet wurde. Alf lächelte ihn an und drehte sich zu seinen drei Sprungkollegen, um letzte Anweisungen auszutauschen, in welcher Reihenfolge gesprungen werden sollte. Plötzlich ertönte ein Ruf: „Leck mich!“ Alf drehte sich um, doch Gunnar war nicht mehr da........



**************************************************





Jetzt wird es spacig!

"Hier kommt die Sonne" von Katinka Weisenheimer



Hier kommt die Sonne

Paul hatte nicht erwartet, hier und jetzt zu sterben.
Er wollte nur Urlaub machen. Auf dieses Abenteuer hatte er sein Leben lang gespart. Er wollte in den Kosmos reisen. Fernab seines Heimatplaneten kreisten Kreuzfahrtschiffe um diverse Sonnen.
Eine animierte Rothaarige mit einem riesigen Brustumfang und vielen Sommersprossen bemühte sich, ihm die besondere Kreuzfahrt zu verkaufen, aber er wollte nicht die beinahe unendlichen Spielarten der Sexualität, sondern die absolut unendlichen Weiten des Universums erleben. Somit wandelte sich die animierte Dame zu einem jungen Mann, welcher die Buchung eloquent übermittelte.
Der Transfer war wie versprochen unkompliziert. Ein Känguru begrüßte ihn, nahm seinen Koffer in den Beutel und hüpfte davon. Paul hatte Mühe, ihm zu folgen und den Schock, von einem Känguru-Pagen betreut zu werden, zu verdauen, obwohl es sich lediglich um ein Hologramm handelte. Die Kabine war klein, aber gemütlich. Paul hatte nicht vor, hier viel Zeit zu verbringen. Zu kostbar war diese, und es gab zu viel zu entdecken.
An Bord befanden sich ein Wellness-Deck mit einem Pool, diversen Massagen, einem Fitnessbereich und Saunen, und ein Fun-Deck, in dem neben diversen Spielangeboten sogar ein kleiner Vergnügungspark Platz fand. Ein Hobby-Deck, ein Kino-Deck und ein Restaurant-Deck erfüllten alle Wünsche der Gäste. Paul konnte nur staunen, was die Erbauer und Betreiber der Space Cruising Ships sich hatten einfallen lassen, um einen beinahe unerschwinglichen Urlaub auch unvergesslich zu machen.
Schnell hatte er sich angewöhnt, einen Rundgang im Aussichts-Deck zu machen, von wo aus er die unzähligen Sterne und die wunderschöne Sonne betrachten konnte. Einen altmodischen Latte Macchiato auf einer Liege genossen, rundete das Erlebnis ab.
Die Sonne erschien ihm jedes Mal etwas größer. Er fragte sich, ob das Raumschiff näher an die Sonne heranflog. Allerdings bestätigte ihm die Künstliche Intelligenz, dass die relative Position unverändert war. Die Sonne blähte sich zu einem Roten Riesen auf. Wenn das Raumschiff seine Umlaufbahn nicht anpasste, würde es bald verschluckt werden. Sie müssten alle verbrennen.
Nun geschah genau das.
Paul wusste sich nicht zu helfen, aber je dichter die Flammen am Space Cruising Ship leckten, umso mehr wimmerte er. Er begann zu weinen, als er meinte, die Hitze auf seiner Haut zu spüren. Bevor er schreien konnte, umfing ihn eine Ohnmacht.

Das Geräusch wird immer lauter, Paul kann es nicht mehr ignorieren. Er schlägt die Augen auf, was sein Kopf mit höllischen Schmerzen rächt. Er richtet sich auf und sieht sich in dem Großraumbüro um, in dem er arbeitet. Umgekippte Computer, gesplitterte Monitore, Ordner und Papiere liegen herum. Die meisten seiner Kollegen sind verschwunden.
Langsam kehrt seine Erinnerung zurück. Der ganze Tower hatte gebebt, es hatte ihn von seinen Beinen gerissen. Doch was hat das Beben ausgelöst? Paul sieht aus dem Fenster. Dunkle Wolken haben sich vor den blauen Himmel geschoben, und es dauert einige Augenblicke, bis Paul bemerkt, dass es keine Gewitterwolken sind, sondern Rauch ist. Er stürzt zur Fensterfront und sieht in die Richtung, aus der der Rauch kommt.
Der Nordturm brennt! Die Erinnerung kommt mit so einer Wucht, dass es ihn beinahe wieder umzuhauen droht. Das Geräusch ist das gleiche gewesen wie das, welches er jetzt wahrnimmt. Ein Flugzeugmotor! Es ist in Explosionen und Beben übergegangen, wobei er ohnmächtig geworden ist.
Nun wendet er den Blick geradeaus. Er sieht das Flugzeug auf seinen Turm zurasen.
Sein letzter Gedanke ist absurd erleichternd: ‘Die Sonnenausdehnung ist nur ein Traum gewesen.’


"Der kleine Engel Schabernack" von Kerstin Schreiber

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit herrschte jede Menge Trubel beim Weihnachtsmann. Er und seine Helfer hatten vor den Festtagen immer jede Menge Vorbereitungen zu treffen. Die fleißigen Wichtel und Engel unterstützten den Weihnachtsmann tatkräftig. Hier wurde gebastelt und gewerkelt. Nur ein kleiner Engel, der lag schlafend auf seiner Wolke. Er hatte ein schelmisches Grinsen im Gesicht und träumte wahrscheinlich von seinem nächsten Schabernack. Deshalb hieß der kleine Engel auch nicht Goldlöckchen oder Weißröckchen, wie die kleinen Kollegen, sondern ganz einfach Engel Schabernack. Und genau diesen kleinen Engel zitierte der Weihnachtsmann zu sich. „Schabernack, es reicht jetzt!“, wütete der Weihnachtsmann, „Immer zur Weihnachtszeit boykottierst du sämtliches Weihnachtsaufkommen. Anstatt uns behilflich zu sein, hast du nur Unsinn im Kopf.“ Schabernack hörte jedoch schon gar nicht mehr richtig zu. „Das hat nun Konsequenzen für dich!“, teilte der Weihnachtsmann dem kleinen Engel mit. Sollte der Engel Schabernack in diesem Jahr wieder seinem Namen alle Ehre machen, dann würde ihn der Weihnachtsmann von der rosa Wolke auf die dunkelste Regenwolke verbannen. In diesem Jahr sollte der Engel dafür sorgen, dass die Menschen auf Erden eine schöne Weihnacht verbringen können. Streiche waren in diesem Jahr tabu, denn diese gehörten nicht zu Weihnachten. Puh, das war eine Aufgabe für den kleinen Engel. Und schon fand er sich in einer gemütlichen Küche wieder. Eine Mutter und zwei kleine Jungen wollten Plätzchen backen. Die beiden Kinder hatten rote Wangen vor Aufregung und Freude. Alles war bereits wunderschön weihnachtlich geschmückt. Der kleine Engel Schabernack saß auf dem Schrank und baumelte gelangweilt mit den Beinen. Was sollte er hier, wo doch alles bereits so harmonisch war. Dann sah er die Backzutaten auf dem Tisch stehen. Unter anderem auch den Zuckertopf. Er stand direkt neben der Butter. Am anderen Ende des Tisches stand der Salztopf, dieser sah genauso aus wie der Topf mit dem Zucker. Schabernack fackelte nicht lange und schwupps waren die beiden Töpfe vertauscht. Er dachte schelmisch: „Mit den guten Taten kann ich auch noch morgen beginnen.“ Die Kinder und die Mutter waren natürlich traurig, als sie die Plätzchen gemeinsam mit dem Vater probieren wollten. Die Eltern stritten nun und die Kinder weinten. Schabernack bekam von alledem nichts mehr mit. Der kleine Engel war vollkommen in seinem Element und bereits unterwegs zur nächsten Familie. Hier saßen die Eltern, Großeltern und die drei Kinder am Tisch und bastelten Weihnachtsschmuck für den Baum. Der kleine Matthies hatte jedoch keine Lust dazu. Er ließ immer mal wieder etwas fallen, damit er unter dem Tisch die kleine Katze streicheln konnte. In einem unbeobachteten Moment verknotete der kleine Engel Schabernack die Schnürsenkel vom jeweils rechten und linken Schuh der Eltern und Großeltern. Ach, was war das für ein Geschrei, als diese aufstehen wollten. Der Vater schickte Matthies gleich zur Strafe auf sein Zimmer, da er ihn verdächtigte. Schabernack rieb sich die kleinen Hände und freute sich diebisch. „So macht Weihnachten doch Spaß“, frohlockte er. Der Weihnachtsmann war zum Glück durch die Vorbereitungen abgelenkt, er würde sich erst abends das Tagwerk des kleinen Engels anschauen. So raste Schabernack ungebremst in sein nächstes Abenteuer. Familie Korbinski suchte derweil nach der Geräuschquelle im Wohnzimmer.
Es war richtig unheimlich in der vorweihnachtlichen Stille. Immer klackte es irgendwo. Den Kindern, die vorab alleine gewesen waren, war richtig bange zumute gewesen. Der kleine Engel schaute durchs Fenster hinein und lachte lauthals in die winterliche Stille. Endlich wurde die Ursache gefunden. Der kleine Engel hatte bereits am Vortag ein Glas halb gefüllt mit Wasser unter den Heizkörper gestellt. Danach hatte er Erbsen mit hineingefüllt. Durch die Feuchtigkeit und Wärme begannen die Erbsen zu quellen und fielen über den Rand und klackten auf den Fliesenboden. Und wieder wurde ein Schuldiger gesucht. Auch in dieser Familie herrschte nun Unfrieden. Und so ging es den ganzen Tag, bis der kleine Engel sich müde und zufrieden auf seiner rosa Wolke befand. Als er erwachte, war ihm kalt. Alles war dunkel und grau, denn während er schlief, hatte der Weihnachtsmann ihn auf die Regenwolke verfrachtet. Und schon donnerte die Stimme des Weihnachtsmanns über ihm: „Du hast es nicht anders gewollt, du kleiner Nichtsnutz! Nur Unfrieden stiftest du unter den Menschen.“ Der kleine Engel jammerte und weinte. „Du füllst Ketchup in Shampoo Flaschen, du vertauscht Lakritz schnüre mit Schuhriemen und und und, ich will da gar nicht weiter drüber nachdenken und mich ärgern. In den frühen Morgenstunden machte sich Schabernack auf zu den Menschen, denen er Schaden zugefügt hatte. Er baute für den kleinen Matthies einen Schneemann. Dessen Augen leuchteten vor Freude. Für die erste Familie hatte er die ganze Nacht leckere Kekse gebacken. Es duftete herrlich im ganzen Haus. Jetzt konnte Weihnachten kommen. Bei der Familie Korbinski bastelte der kleine Engel eine wunderschöne Christbaumspitze. Jeder Besucher bestaunte diese und die Kinder begannen wieder an den Weihnachtsmann zu glauben. Als der kleine Engel Schabernack im Himmel ankam, leuchteten die Sterne in festlichen Glanz und alle Engel sangen mit glockenhellen Stimmen. Der Weihnachtsmann legte wohlwollend seine Hand auf Schabernacks Schulter und flüsterte ihm ins Ohr: „Nun bist du endlich bei uns angekommen und du darfst nun deinen wirklichen Namen tragen. Du heißt nun Silberlöckchen und darfst nun auf die Menschen zu Weihnachten von deiner rosa Wolke herunterblicken.“




Die zweite Geschichte lässt die Frage offen, ob der Weihnachtsmann auch eine neue Mama bringen kann.


"Jakob" von Frauke Sattler

Anna lief durch die kleine Gasse, die zum Markt führte. Vom Himmel fielen tanzend, große glitzerte Schneeflocken. Sie hatte wieder einmal, als letzte das Büro verlassen. Es war der 24. Dezember und niemand wartete auf sie. Ihre Eltern lebten schon lange nicht mehr und ihre Schwester war, frisch verliebt, mit ihrem Freund in die Weihnachtsferien geflogen. Anna überlegte, ob sie sich noch einen kleinen Tannenbaum kaufen sollte. Es war schon nach 12 Uhr. Wenn sie den Baum schmückte, würde der Nachmitttag schnell vergehen, überlegte sie. Ja und etwas zu Essen musste sie auch noch einkaufen. Sie hatte Appetit auf einen Gänsebraten.

Plötzlich fiel ihr ein kleiner Junge vor die Füße. „Hallo junger Mann, so stürmisch?“ Sie kniete sich zu ihm herunter. Er rieb sich mit seinen kleinen Fäusten die Augen. „Hast du dich so doll gestoßen?“, fragte Anna erschrocken. „Nein, das ist es nicht“, schluchzte der Kleine. „Aber warum weinst du dann?“, fragte Anna besorgt. „Es ist das erst Mal Weihnachten ohne meine Mami. Ich bin so traurig und ich will es meinem Papi nicht zeigen, seit langer Zeit ist er das erste Mal gut gelaunt.“ „Jakob… wo bist du?“, hörten die Beiden eine Stimme rufen. Jakob sprang hoch. „Bitte halte meinen Papi auf, ich weine auch gleich nicht mehr! Er soll mich nicht so sehen.“ Schon war Jakob hinter einem Holzhäuschen verschwunden. Anna erhob sich und sah einen großen dunkelhaarigen Mann hinter einer Tanne hervorkommen. Suchend blickte er um sich. „Haben sie einen kleinen Jungen gesehen?“ Die tiefe Stimme war sympathisch. Anna war leicht überfordert. „Einen Jungen?…Nein!“, stotterte sie. „Wo ist er nur hingerannt?“ Der Mann ließ die Schultern hängen und seine Augen wurden traurig. „Meine Frau ist letztes Jahr im Januar bei einem Autounfall gestorben. Es ist das erst Weihnachtsfest für die Kinder ohne Mutter. Es ist schwer für mich das Fest ohne sie zu gestalten. Meine Tochter Meike liegt zu Hause mit Fieber im Bett. Hier in der Tasche habe ich eine Gans, es hat immer Gänsebraten Heiligabend gegeben, aber ich habe keine Ahnung wie er zubereitet wird. Ich habe immer mit den Kindern den Baum geschmückt und meine Frau hat in der Zeit den Gänsebraten zubereitet. Entschuldigen Sie, ich weiß gar nicht, warum ich Ihnen das alles erzähle, mein Name ist Max von Berlau.“ Anna überlegte einen Augenblick, dann hörte sie sich sagen: „Anna Klinger, ich mache den weltbesten Gänsebraten. Was halten sie davon, wenn ich mit zu ihnen fahre, sie schmücken mit den Kindern den Tannenbaum und ich kümmere mich um das Festessen.“ „Anna, das würdest du für uns tun?“ Der kleine Junge, der hinter dem kleinen Holzhäuschen alles mit angehört hatte kam um die Ecke gerannt. „Ja, ich habe noch nichts zum Essen eingekauft und einen Tannenbaum habe ich auch noch nicht.“ erwiderte Anna. Max strahlte und zog einen Tannenbaum hervor. „Oh, Papi der Tannenbaum sieht wunderschön aus!“, jubelte Jakob. Max und Anna sahen sich lachend an und gemeinsam stiegen sie mit Jakob in das Auto und fuhren davon.

Ja… so kann das Leben spielen, mitunter muss man ungewöhnliche Dinge tun, um glücklich zu sein.




Die dritte Geschichte befasst sich kritisch mit dem Weihnachtsfest.


"Ist das noch Weihnachten?" von Frank Volkelt

Früher in meiner Kindheit war Weihnachten noch ein richtiges Familienfest. Es wurde der Baum gemeinschaftlich aufgestellt und geschmückt. Schon Tage vorher habe ich mit Mama in der wohlig warmen Küche Plätzchen gebacken. Der leckere, typische Weihnachtsduft zog durchs ganze Haus und so manches Plätzchen verschwand auf unerklärliche Weise schon im Vorwege.
Der Heiligabend wurde sehnlichst erwartet und jeder freute sich auf seine Weise darauf. Endlich kam die ganze Familie wieder einmal zusammen. Urgroßeltern, Großeltern, Eltern und manchmal auch Onkel und Tante waren oft dabei.
Erst gab es ein schönes Essen mit Braten, Soße und Gemüse. Immer wieder einfach lecker! Auch wurde sich nett angezogen zu diesem Anlass.
Danach begab sich die ganze Familie in die Stube, wo die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündet wurden. Nun ließ jeder die
Weihnachtsatmosphäre erst einmal auf sich wirken und man sang zusammen auch mal Weihnachtslieder oder hörte diesen zumindest andächtig zu.
Zu etwas späterer Stunde begann der für die Kinder wohl spannendste Teil des Abends, die Bescherung. Große erwartungsvolle Augen hatten die ganzen Geschenke unter dem Tannenbaum schon lange erspäht.
Und so gab es einen bei unserer Familie irgendwann mal eingeführten Brauch bei der Verteilung der Geschenke.
Es wurde immer nur jeweils ein Geschenk unter dem Baum hervorgeholt und dem Bedachten gegeben. Nun schaute die ganze Familie dem Beschenkten beim Auspacken zu und konnte somit die Freude oder auch Nachdenklichkeit des Jeweiligen direkt miterleben, was ich immer als sehr spannend empfand.

Doch wie sieht es heute aus?
Bei den meisten Familien ist kaum die ganze Familie beisammen und an der Gemütlichkeit fehlt es auch oft.
Keine Zeit oder keine Lust etwas zu tun, wie die Wohnung schmücken und selber Plätzchen backen, sind allgegenwärtig.
Oft fehlen aber auch die Kenntnisse dafür.
Die Hektik der neuen Zeit und der allgemeine Stress machen oft jeden Versuch der Besinnlichkeit zunichte.
Aber auch die Einstellung der Menschen hat sich so zum Negativen, wie ich finde, verändert. Wie ich schon selbst erlebt habe, reißen die Kindern die Geschenke gierig aus der Hand. Diese werden so schnell aus der Verpackung befreit, dass einem fast schwindelig wird. Hatte man sie doch mühsam mit viel Bedacht und Liebe verpackt. Auf ein Dankeschön wartet man oft vergebens. Auch ist der Wert der Geschenke heute ein Anderer. Freute man sich früher über noch so kleine Geschenke, so hat der Konsumzwang bald alles zerstört.

Nur teuer und groß müssen Geschenke oft sein, sonst sind sie keinerlei Freude wert.
Die Gesellschaft lässt sich leider immer mehr von dem Konsumterror beherrschen und das Eigentliche an Weihnachten geht mehr und mehr verloren.
Selbst das gemütliche Beisammensein der Familie scheint für Jugendliche der heutigen Zeit eher eine Strafe zu sein. Wie sonst kann man sich erklären, dass nach dem sogenannten Abgreifen der Geschenke die Familie verlassen und der Gang zu einer Diskothek angetreten wird. Für mich bis heute ein unerträglicher Gedanke.

Ich selbst habe Urgroßeltern und Großeltern mittlerweile verloren, doch vermisse ich sie nach wie vor sehr. Zu Weihnachten beim Zusammensein mit der noch vorhandenen Familie denken wir oft an die fehlenden Familienmitglieder. Und erinnern uns gerne an die Feste mit all den Lieben zurück.

So hoffe ich nun, dass die Menschheit sich zurückbesinnt und die Weihnachtszeit dazu nutzt, wofür sie eigentlich steht:
Ein besinnliches, friedliches Zusammensein mit der Familie in Ruhe und Frieden. Die schönen Dinge wieder erkennen und genießen können. Auch selbst mal zur Ruhe kommen und dem Alltagstress entfliehen, sich am Leben erfreuen.

So bleibt mir nur noch: Allen ein wunderschönes und gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen.


Die Aufgabenstellung war dieses Mal folgende:

Die Geschichte sollte nicht allzu lang werden. Denn auch das muss ein Autor hinbekommen. Es gehört etwas dazu, eine Story in eine ganz kurze Geschichte zu verpacken.
Als Vorgabe sollten in diese Geschichten folgende Wörter mit eingebaut werden:

-Sommerferien
-Lesebuch
-Eiswürfel
-Motorrad
-Weihnachtsmann

Wie immer, um die ganze Angelegenheit auch nicht langweilig zu gestalten, befindet sich ein Crasher unter den Begriffen. Ein Begriff erschwerte somit das Schreiben einer Sommergeschichte. Dieses Mal musste halt der Weihnachtsmann in die Story eingebaut werden.

Seien Sie also gespannt!

Mit unserer ersten Geschichte geht die Reise nach Dänemark.

"Ferien in Dänemark" von Frauke Sattler

„Annegret das hast du sehr gut gelesen. Siehst du, das Üben hat sich gelohnt. So Kinder packt die Lesebücher ein. Gleich ist es so weit. Ich wünsche euch wunderschöne Sommerferien." Kaum hatte Eva den Satz beendet, läutete die Pausenklingel die Ferien ein. Mit lautem Getöse rannten die Kinder aus dem Klassenraum. Eva atmete tief durch. Auch sie freute sich auf die Ferien. In diesem Jahr wollte sie mit ihrer Freundin Renke eine Radtour durch Dänemark unternehmen. An der Westküste entlang bis nach Skagen hoch. Dort wollten sie sich eine Woche in einem Wellnesshotel verwöhnen lassen und dann an der Westküste zurückradeln. Alles lief am Anfang nach Plan. Nur hatte Eva vergessen, wie gerne Renke in Kunstgewerbeläden stöberte und Geld für unnütze Dinge ausgab. In Ribe hatte sie kein Geld mehr. Deshalb ging sie in eine Bank um neues zu holen. Gegenüber der Bank lag ein Café. Eva entschied sich in der Zwischenzeit dort eine Apfelschorle zu trinken. In dem Glas schwammen viele kleine Eiswürfel. Renke ließ auf sich warten. Die Apfelschorle war schon lange ausgetrunken und bezahlt. Eva betrachtete das Motorrad, das neben der Bank parkte. Ein solches Motorrad hätte sie sich in ihrer Jugend gerne gekauft, aber das liebe Geld. Schließlich stand sie auf und ging zur Bank hinüber. Als sie durch die Tür der Bank gehen wollte, wurde sie plötzlich umgerannt und fiel zu Boden. Beim Aufrichten blickte sie in das maskierte Gesicht eines Weihnachtsmannes und in den Lauf einer Pistole. Evas Herz schlug wild, sie ließ sich auf den Boden zurückfallen und rollte sich wie ein Embryo zusammen. Tausend Gedanken liefen wie ein Film in ihrem Inneren ab. Dann hörte sie den Motor eines Motorrades aufheulen und es mit quietschenden Reifen davonfahren. Eva blieb still liegen. Plötzlich fühlte sie eine Hand auf ihrer Schulter und sie hörte Renke sagen: „Es ist vorbei. Er ist weg." Eva und Renke fielen sich in die Arme und weinten vor Erleichterung. Diese Ferien blieben für beide unvergesslich.



Mit der zweiten Geschichte erleben Sie nun eine vollkommen andere Version.

"Familienurlaub" von Petra Winter

Die Autobahn war voll. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel herunter und die Klimaanlage tat ihr Bestes. Sina war genervt. Gerade einmal fünf Kilometer hatten sie in der letzten Stunde geschafft. Und immer wieder kam eine dünne Stimme von der Rückbank:
„Wann sind wir denn endlich da?“
Sina entfuhr ein tiefer Seufzer.
„Es dauert noch ein wenig, Schätzchen!“
Ein tiefes Murren kam zurück.
„Das sagst du immer. Wann sehen wir den Strand denn nun?“
Sina atmete einige Male tief ein und aus. Nur nicht die Nerven verlieren, dachte sie.
„Wo ist denn Papa?“ fragte das Stimmchen.
Sina blicke kurz zu ihrer Tochter. Rolf war mit dem Motorrad hinter ihnen hergefahren. Doch sie hatte ihn in den ewigen Staus aus den Augen verloren. Sie machte sich Sorgen, weil er bei dieser Hitze in seiner Motorradmontur unterwegs war.
„Wann sind wir denn endlich am Strand?“ die maulige Stimme ihrer Tochter schreckte sie aus ihren Gedanken.
„Nimm doch dein Lesebuch und übe etwas. Wir treffen Papa bestimmt in der Ferienwohnung.“
Der Stau hatte sich, wie durch ein Wunder, aufgelöst und auf dem Rest des Weges lief alles glatt. Als sie endlich bei der Ferienwohnung ankamen, stand dort bereits Rolfs Motorrad. Sina atmete auf. Als sie den Motor abstellte öffnete er ihr die Tür und hielt ihr ein Glas Limonade entgegen. Sie hörte das leise Klirren von Eiswürfeln und nahm es dankbar an. Ein leises Klopfen schreckte sie auf.
„Mama, ich will raus!“
Rolf ging zur Tür, öffnete sie und zog seine Tochter aus dem Auto.
„Na, wie war die Fahrt?“, fragte er und bereute die Frage sogleich. Das Gesicht seiner Tochter verzog sich zu einer Flunsch.
„Das war echt lange. Und dann nur Autos. Wo ist denn nun der Strand?“
Rolf musste schmunzeln.
„Wir müssen erst einmal die Sachen auspacken, dann gehen wir etwas essen und morgen an den Strand.
Die Enttäuschung war ihr anzusehen. Sie befreite sich aus der Umarmung ihres Vaters und ging zum Auto zurück, öffnete die Tür und nahm ihr Buch heraus. Dann blickte sie ihren Vater an und lächelte.
„Dann liest du mir aber die Geschichte vom lustigen Weihnachtsmann vor!“
Sina und Rolf sahen sich an und für alle konnte der Familienurlaub beginnen.



Freuen Sie sich nun auf die dritte Kurzgeschichte.
Single oder auch nicht...hier dürfen Sie gespannt sein.

„Sprotte sucht Backfisch“ von Kerstin Schreiber

Isa ärgerte sich wahnsinnig. Wieso hatte sie sich bloß von Julia überreden lassen, zu dieser „Single sucht Single“ Party zu gehen. Julia erklärte ihr die Regeln. Und schon standen sie vor einer großen Tafel. Hier suchten Männer per Pseudonym ein passendes Gegenstück. Es war brechend voll in diesem Lokal. „Och Mist“, meinte Julia, „nun ist gar nicht mehr so viel Auswahl, weil du dich so lange geziert hast hierher zu gehen.“ Hier stand zum Beispiel: „Sprotte sucht Backfisch.“ Das empfanden die beiden Frauen als zu abgedroschen. Julia entschied sich spontan für „Lesebuch sucht Bleistift“. Da kam doch gleich wieder die strebsame Lehrerin bei Julia raus, obwohl sie sich gerade in den Sommerferien befand. Und schon stürzte sich Julia ins Getümmel, um ihr Lesebuch zu finden. Isa schaute sich um. Ja, es waren schon ganz passable männliche Exemplare dabei. Aber wie sie sich kannte, wäre ihr Gegenpart wahrscheinlich der glatzköpfige Brillenträger dort drüben, der bestimmt noch bei Mutti wohnte. „Grrr“, ihr grauste schon jetzt davor. Und schon schnappte die Dame neben ihr die Begriffe „Wolf sucht Lämmchen“ weg. „Pah, hätte ich eh nicht gewollt. Da steckt bestimmt so ein SM-Fuzzy hinter, dem man sich als Lämmchen unterwerfen soll. Never ever!“, so dachte Isa. Nun blieben nur noch „Pommes sucht Mayo“ und „Weihnachtsmann sucht Engel“ über. Ganz schön kitschig das Zweite. Aber immer noch besser als die Figur unfreundliche Pommes-Mayo-Variante. Isa erhielt nun das Schild „Engel“ an ihr Shirt gesteckt. Als Erstes ging sie an dem glatzköpfigen Brillenträger vorbei. Er grinste sie mit gelblichen Zähnen an. Isas Herz machte einen Hüpfer, als sie das Schild an seinem Shirt las. Da stand in großen Lettern „Pommes“. „Glück gehabt“, dachte die junge Frau. Auf den Schreck genehmigte sie sich erst einmal einen Cocktail mit Eiswürfeln. Mit dem Drink in der Hand ging sie nach draußen. Sie hörte zwei Männer streiten. Recht ansehnliche Exemplare. Der einer der beiden meinte: „Total dämliche Idee von dir! Seit einer Stunde suche ich jetzt den blöden Engel. Es reicht mir nun!“ Gesagt getan, setzte er sich auf sein Motorrad um loszufahren. Isa stellte sich ihm mutig in den Weg. Sein erstaunter Blick verfing sich in ihren wunderschönen Augen. Er schmunzelte als er auf ihr Schild sah und sie zu ihm gewandt sagte: „Nun hast du deinen Engel gefunden.“ Dieser kleine Augenblick änderte das Leben von Max und Isa, sowie ihre Einstellung zu Single Partys. Diese würden beide nun nie mehr benötigen.

Man erhalte sich die Frohnatur eines Kindes....


"Sommerferien am Meer" von Lars Krumbach

Klein Hannes sitzt in seinem Zimmer und spielt mit seinem neuen, aufziehbarem Motorrad als Mama die Tür öffnet.
„Na mein Schatz, spielst du schön?“, fragt sie lächelnd und lässt sich auf der Bettkante nieder. Hannes nickt und schiebt das Motorrad über seinen Straßenteppich.
„Du Mama, wann ist wieder Weihnachten?“, fragt er plötzlich und blickt seine Mutter mit seinen großen Kulleraugen an.
„Och Gott, das dauert noch eine ganze Weile. Wir hatten gerade erst Ostern. Lass doch erst einmal Sommer werden. Ach wenn ich nur daran denke: 25 Grad im Schatten. Grüne Bäume und Sträucher, azurblauer Himmel, blühende Blumen, summende Bienen. Auf der Gartenliege schmoren, Eis essen und den Winter vergessen. Na, das wäre was. Dann kannst du endlich wieder in kurzer Hose draußen spielen. “
„Fahren wir in den Ferien wieder in die Berge?“
„Mal sehen. Papa und ich sind schon am Überlegen, ob wir nicht mal ans Meer fahren sollten. Schwimmen kannst du ja jetzt.“
„Au ja, das ist viel besserer“, freut sich Hannes und fügt gleich hinzu: „Du Mama? Können wir zu der Ostereierinsel fahren?“
Mama bekommt große Augen. „Du meist die Osterinseln. Wieso möchtest du denn ausgerechnet dort hin?“
„Na, weil auf der Ostereierinsel macht der Osterhase immer Sommerferien. Ich möchte mich für das tolle Motorrad und die vielen bunten Schoki-Eier bedanken.“
Mama lacht. „Wie kommst du denn darauf, das der Osterhase dort Urlaub macht?“
„Das hat mir Jan-Ole erzählt. Der Osterhase macht auf der Ostereierinsel Ferien und der Weihnachtsmann auf der Weihnachtsmanninsel. Das ist doch ganz klar!“
„Eine Weihnachtsmanninsel gibt es aber doch gar nicht.“
„Doch, schon“, berichtigt Hannes. „Das hat Papa mir in dem dicken Lesebuch gezeigt wo die ganze Welt drinne ist. Die Weihnachtsmanninsel ist in Ausgetralien. Da wo die Kängurus wohnen.“
„Papa und ich dachten eher an Ferien an die Ostsee!“
„Ist das bei der Weihnachtsmanninsel? Denn kann ich den Weihnachtsmann auch gleich meinen Wunschzettel geben. Den hab ich schon fertiggemalt.“ Hannes springt auf und zieht ein Blatt Papier aus seiner Schreibtischschublade. Dann hopst er bei Mama auf den Schoß und hält ihn ihr vor die Nase.
„Guck mal. Ich möchte eine Mondrakete, einen großen Teddybären und ein neues Fahrrad. Und denn hab ich noch eine Sonne gemalt und den Weihnachtsmann.“.
Mama hält das Bild in den Händen und betrachtet es. Aus der rechten oberen Ecke lacht eine strahlende Sonne auf den Weihnachtsmann herab, der in einem Swimmingpool sitzt und schwitzt. Allerdings ist ihr schleierhaft, was die eckigen, blauen Quadrate in dem Pool wohl darstellen sollen. Mama muss nachfragen.
„Sehr hübsch. Aber sag mal, was ist das in dem Swimmingpool?“
„Na das sind Eiswürfel, erkennst du sie nicht?“
„Und warum Eiswürfel?“
„ Der Weihnachtsmann wohnt doch am Nordpol. Da ist das doch bipperkalt.“
„Das ist das wohl!“, das muss Mama zugeben.
„Genau. Und deswegen sind da Eiswürfel im Schwimmingpool. Die sind, damit der Weihnachtsmann keinen Hitzeschlag bekommt, weil der doch immer im Schnee ist und die hitzige Sonne nicht gewöhnt ist.“
„Du hast dir aber Gedanken gemacht. Aber ich denke wir fahren trotzdem an die Ostsee. Dann kannst du den ganzen Tag im Wasser plantschen oder mit Papa eine große Sandburg bauen. Und Mama kann gemütlich am Strand liegen und sich die Sonne auf den Bauch scheinen lassen.“
„Na gut“, meint Hannes. „Aber denn müssen wir ein Brief an den Weihnachtsmann und den Osterhasen schicken, dass sie in den Ferien an die Ostsee kommen müssen, damit ich den Wunschzettel abgeben und mich für das tolle Motorrad bedanken kann.“
„Dann besorg mal Papier und Stift. Ich werde mal sehen ob ich die Adresse vom Osterhasen oder dem Weihnachtsmann finden kann“, meint Mama und gibt ihrem Hannes einen Kuss.



Und nun geht es mit dem Motorrad nach Schweden...

„Lefty ´s Traum“ von Frank Volkelt.

Die Sonne stand schon hoch am Himmel als Lefty, so war sein Spitzname, endlich erwachte. Eine lange Nacht lag hinter ihm. Eine wilde Party, die wie immer, am liebsten nie hätte enden sollen. Die Stimmen einiger Mitglieder seines Motorradclubs „MC GARFIELD“ drangen zu ihm herüber. Nun schlug er die Augen auf und sah sich auf einer Wiese im duftenden Gras liegen. Ah ja, das war wieder mal eine lustige Party gewesen mit viel Spaß und guter Musik bis zum Umfallen, wie man so schön sagte.
Komisch, irgendwie hatte man immer noch das Gefühl der Weihnachtsmann sei gerade zur Tür heraus und nun war schon wieder Sommer. Tja, immer öfter kam das Gefühl auf, je älter man wird umso schneller vergehen die Jahre.
Neben ihm wurden noch weitere Mitglieder langsam wach. Es war eine herrliche, lauschige Sommernacht gewesen und so schliefen viele gar nicht in ihren Zelten. Sie lagen einzeln, die Pärchen zusammengekuschelt, rings um die Lagerfeuerstelle auf ihren Matten im weichen Gras auf der Wiese. Nun sammelten sich alle langsam zum gemeinsamen Frühstück. Danach entledigten sich alle ihrer Lederklamotten um sich im See zu erfrischen und schwimmen zu gehen.
Im Laufe des Tages fuhren die einzelnen Mitglieder so nach und nach mit ihren Maschinen gen Heimat.
Am späten Nachmittag befand sich Lefty immer noch am See, und mittlerweile ganz allein. Das störte ihn keineswegs, da er gerne in der Natur war. So konnte er die Ruhe und den See, in dem er über Tag noch einige Stunden verbrachte, mit Schwimmen und Tauchen genießen.Da die Sommerferien bereits begonnen hatten, war es ihm an den Stränden sowieso meist viel zu voll und so entschied Lefty noch eine weitere Nacht hier am See zu verbringen. Zu Trinken und Essen war noch genug vom Vorabend übriggeblieben und so beschloss er nicht heimzufahren. Das Wetter befand sich zurzeit eh´ in Bestform und so blieben selbst die Nächte mit noch weit über 20 Grad sehr warm und trocken. Ihn zog so gar nichts nach Hause in die kleine, laute 31m⊃2; Stadtwohnung.
In der zweiten Nacht baute er sein Zelt ebenfalls nicht auf. Die Arme hinter dem Kopf verschränkt, im Gras liegend, blickte er in die Sterne. Ihn überkamen wehmütige Gedanken. Diesen Sternenhimmel hatte er immer in Schweden ausgiebig, auf den tagsüber von der Sonne aufgeheizten Felsen liegend, in den stets lauschigen und meist völlig lautlosen Sommernächten sehr genossen.
Doch er hatte es schon seit Jahren nicht mehr geschafft dorthin zu fahren. Irgendetwas kam die letzten Jahre immer dazwischen. Oft eigentlich völlig unwichtige Dinge. „Warum eigentlich nicht?“, fragte er sich. „Was hält mich davon ab? Urlaub habe ich ja, Geld brauche ich nicht viel und in Schweden fühle ich mich am wohlsten und richtig frei, so in der Natur.“
Mit vielen schönen Bildern aus vergangenen Jahren in Schweden vor Augen, schlief Lefty dann spät unter diesem wunderschönen Sternenhimmel und der völligen Ruhe am Seeufer, auf einem Grashalm kauend, ein.Am nächsten Morgen, als die wärmenden Sonnenstrahlen ihn friedlich weckten, nahm er erst einmal ein erfrischendes Bad im See. Danach packte er seine Sachen aufs Motorrad und machte sich langsam auf den Heimweg.Ja, er war sich nun sicher er würde dieses Jahr endlich wieder nach Schweden fahren. Er brauchte das unbedingt wieder einmal für sein seelisches Gleichgewicht.Er machte in Neumünster noch kurz bei seinen Freunden Horst und Inga halt. Denn Lefty hatte nicht vergessen, dem Sohn der beiden das versprochene Lesebuch vorbeizubringen.Daheim angekommen, suchte er seine Campingausrüstung und alle weiteren Sachen die er in der Natur benötigte zusammen.
Er ließ das Lied „Every Beat of my Heart“ von Rod Stewart laut erklingen. Am Anfang des Liedes hörte man Möwengeschrei, welches Lefty sofort an einen seiner Lieblingsplätze in Schweden versetzte. Dort befand sich ein Felsen mit Möwen und deren Geschrei war dort fast ständig zu hören. Für manchen mag es nervend erscheinen, doch für Lefty war es eine wunderschöne Musik der Natur und ein Gefühl von wirklichem Zuhause sein. Weitere Lieder von Rod Stewart wie „Sailing“ , „Brocken Arrow“ und „Rhythm of my Heart“ ließen seine Augen, aufgrund der Vorfreude und des nicht mehr abwarten können beim Packen der Sachen, feucht werden. Tja, nach außen hin wirkte er in seiner Lederkluft wie ein harter Kerl. Doch in Wirklichkeit hatte dieser Kerl einen verdammt weichen Kern. Nachdem alles auf „CHRISTINE“, wie er seine Maschine, eine Yamaha XS 1100 S, liebevoll nannte, verstaut und festgezurrt war, genehmigte er sich noch einen letzten kühlen Longdrink, mit reichlich Eiswürfeln.
Ein letzter Blick durch die kleine Wohnung in Kiel, dann schaltete er das Licht aus und zog die Tür ins Schloss.
Ab auf sein Motorrad, den Motor gestartet und ein langer Ritt durch die warme Sommernacht nach Schweden begann.Nun lagen gute 660 Kilometer vor ihm. Zwei Fährüberfahrten und das Tanken würden die einzigen Pausen werden.
Mit einer Gänsehaut der Vorfreude auf sein geliebtes Schweden und den Song „Sonne in der Nacht“ von Peter Maffay singend, flog er durch die Nacht. Er brüllte den Song geradezu heraus, als müsse er vor Erreichen seines Zieles noch den ganzen alten, aufgestauten Frust loswerden.
Genau zum Tagesanbruch erreichte er sein Ziel.
Die Tjörnbrücken ragten vor ihm in den wunderschönen Sonnenaufgang. Freudentränen schossen ihm in die Augen.
Er fuhr ganz langsam über die Brücken, öffnete das Visier seines Helms und genoss dabei die frische Morgenluft und die Aussicht auf den Fjord.
Auf der Insel Tjörn fuhr er zu einem Felsen, in der Nähe der Brücke. Dort setzte er sich hin und sah zur Brücke mit der aufgehenden Sonne im Hintergrund.
Ein Schauer der Freude erschütterte seinen ganzen Körper.
Nur noch ein Gedanke machte sich in Lefty´s Kopf breit. „Endlich Zuhause.“

Last but not least....



"Sommer, Sonne, Weihnachtsmann" von Kerstin Schreiber.

Familie Reuter verbrachte in diesem Jahr die Sommerferien am Strand. Die Eltern waren mit ihren beiden Sprösslingen, der vierjährigen Marie und dem sieben Jahre alten Leon, an die Nordsee gefahren. Mama und Papa genossen die Sonne und Leon baute mit seiner kleinen Schwester eine riesige Burg. Plötzlich sah Marie den Mann im Strandkorb sitzen. Vor Staunen blieb ihr Mund offen stehen. Marie schubste ganz aufgeregt Leon an: „Leon guck doch mal, da sitzt der Weihnachtsmann!“ Leon ließ sich nicht beirren und tippte sich an die Stirn. „Marie du spinnst, der Weihnachtsmann wohnt doch am Nordpol. Das ist einfach nur ein Mann mit Bart.“ Doch der Mann hatte einen so langen weißen Bart, genau wie ihn der Weihnachtsmann trug. Nun holte der Mann auch noch ein großes Lesebuch raus. Auch das sah so aus, wie das Buch, was der Weihnachtsmann immer zu Weihnachten dabei hatte. Marie kannte dieses Buch sehr genau. Jetzt schrieb der Weihnachtsmann auch schon Notizen in das große Buch hinein. Ganz mutig lief Marie nun direkt zu ihm hin. Er schlürfte derweil genüsslich einen kühlen Drink mit vielen Eiswürfeln. „Du, Weihnachtsmann, mein Bruder glaubt mir nicht, dass du es wirklich bist!“, Marie schaute ihn mit ihren großen Kulleraugen an. Schon stand Leon neben ihr. „Natürlich bin ich der Weihnachtsmann, was denkt ihr denn?“ „Tja, und was machst du dann hier?“, fragte Leon argwöhnisch, „Etwa Urlaub, wie wir? Ach ja, ich vergaß ja, du musst ja nur an einem Tag im Jahr arbeiten und ansonsten hast du immer Urlaub…“, Leon hielt sich vor Lachen den Bauch fest. Der Mann wollte gerade antworten, als sein Handy klingelte. „Nein Rudolph, du brauchst mich nicht abholen, wäre zu auffällig und völlig unpassend. Ich fahre lieber mit dem Motorrad.“ Leon lachte immer weiter: „Ich glaub schon lange nicht mehr an den Weihnachtsmann, den gibt es nämlich überhaupt nicht!“ Marie begann zu weinen: „Das sagt mein Bruder immer. Bitte mach, dass er damit aufhört.“
Leon wurde jedoch immer mutiger: „Wieso bist du nicht am Nordpol in deinem Wichteldorf oder in der Weihnachtsbäckerei? Was willst du hier am Strand?“ „Du hast recht“, antwortete der Mann weise und ruhig, „Es gibt viel bis Weihnachten zu tun. Aber auch mir steht einmal eine Erholung zu. Ich habe fleißige Wichtel und Feen, die nun schon die ganze Zeit für das Weihnachtsfest Vorbereitungen treffen.“ Leon beschimpfte ihn nun wütend als Lügner. Da zückte der Mann sein Buch und fragte die Kinder, wenn sie sich etwas von Herzen wünschen würden, was es denn wäre. Marie antwortete mit großen Augen: „Ich wünsch mir ein großes Stofftier. Ein glitzerndes Einhorn soll es sein.“ Sie klatschte vor Freude in die kleinen Hände. Leon überlegte: „Ich würde mir eine Spielekonsole, wie sie der Julian hat, wünschen.“ „O.k., sagte der Mann, „ Tolle Wünsche! Wer an mich glaubt und lieb ist, der bekommt auch seine Wünsche erfüllt. Wer nicht, so wie bei dir Leon, den vermerke ich. Du wirst zu Weihnachten auch ein Stofftier bekommen. Nämlich einen grünen Frosch.“ Er zwinkerte Marie freundlich zu. Während Marie und Leon noch darüber stritten, ob es den Weihnachtsmann wirklich gab, brauste dieser auf seinem Motorrad davon. Am Jahresende zu Weihnachten lagen unter dem Weihnachtsbaum ein wunderschönes großes Einhorn und ein kleiner grüner Frosch. Leon bekam den Mund gar nicht mehr zu. Die Kinder liefen zum Fenster. Draußen stand ein Rentierschlitten und auf ihm saß der Mann vom Strand in roter Weihnachtsmannkluft. Er winkte den beiden zu.


Hier das abgeschlossene "Sommer 2018-Projekt" der Küstenautoren !


Passend zu diesen wunderbaren Sonnenstrahlen liefern die Küstenautoren wunderbar leichte Lektüre zum Lesen.

Alle drei Küstenautoren haben Ihren ganz eigenen Schreibstil. Bei jedem ist der Schwerpunkt der Geschichten ein anderer.

Doch vier Worte werden gleich sein, denn die sind vorgegeben. In jeder Geschichte werden diese kleinen, aber feinen Wörtchen auftauchen. Vielleicht sogar mit einer ganz anderen Bedeutung.

Hier die vier Worte:

- Sommer

- Märchen

- Erdbeere

- Ölwechsel

Was ist da wohl der Crasher unter den vier Wörtern?

So, nun aber zu unserer ersten Geschichte.


Hier dürfen wir einen Senior einen Tag lang begleiten.



"Der wackere Friedhelm" von Kerstin Schreiber.

„Friedhelm, los nun komm schon, ich habe dir Badewasser eingelassen.“, so rief Trude ihren Mann. Doch dieser saß im Büro vor dem Computer und stellte seine Ohren auf Durchzug. „Friedhelm, jetzt reicht es, dein letztes Bad ist bereits schon wieder drei Tage her. Hier, ich hatte extra ein rotes Kreuz im Kalender gemacht. Los jetzt, sonst brauchen deine Haare bald einen Ölwechsel.“, wetterte Trude nun schon sichtlich erbost. Friedhelm trabte wiederwillig an. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann bräuchte er nur einmal in der Woche ein Bad nehmen und dieses tägliche Wechseln der Wäsche, das nervte ihn auch sichtlich. Früher zu Kriegszeiten hatte das auch immer einmal in der Woche gereicht. So hatte man einen nicht so hohen Wasserverbrauch und schließlich gab es doch auch Deo, das nutzte er sowieso schon. Er badete also, aber nur schlichtweg fünf Minuten, das reichte an Körperhygiene. Wurde eh alles überbewertet, seiner Meinung nach. Er rasierte sich sogar noch vor dem Spiegel, damit er nicht weiteren Unmut seines Eheweibs heraufbeschwor. Mit gekämmten Haar und frischer Kleidung schlurfte er in die Küche. „Siehst du Friedhelm, heute mache ich wieder ein rotes Kreuz im Kalender, damit du wenigstens den 3 Tagesrhythmus beibehältst.“, meinte seine Holde. Ach, wie ihn das alles nervte. Er wusste auch, was nun folgte. „So Friedhelm, nun machen wir einen schönen Ausflug. Heute fahren wir mal an den Westensee und trinken dort einen Kaffee. Schließlich ist es Sommer, da brauchst du dich nicht immer im Haus zu verkriechen. Du siehst schon ganz grau aus.“, so kam es von ihr, wie er es bereits vorausgesagt hatte. „Lieschen und die Traudel werden auch dort sein.“ Friedhelm holte den Wagen aus der Garage und sie fuhren in Richtung Westensee. Friedhelm wollte so gerne wiederum auf Durchzug schalten, doch das ständige Gezeter vom Beifahrersitz traf doch seinen Nerv. „Fahr nicht so schnell….fahr nicht immer wie Caracciola….und und und…“ Letzterer war von 1922 bis 1953 Rennfahrer. Damit hatte er nun wirklich nichts gemeinsam. „Fenster zu, es zieht…Fenster auf, es ist stickig hier drinnen und und und….“ Endlich waren sie am Ziel angekommen. Lieschen und Traudel waren bereits dort. Man setzte sich gemeinsam an einen Tisch und bestellte Erdbeerkuchen. Die Erdbeeren waren eine pure Geschmacksexplosion. Sie waren bis jetzt das Süßeste an diesem Tag, so empfand Friedhelm. Lieschen und Traudel umgarnten ihn richtig. Sie schenkten ihm Kaffee nach und unterhielten sich angeregt mit ihm. Würde er es nicht besser wissen, würde er denken, dass sie regelrecht mit ihm flirteten. Sie wollten sich noch gerne die Beine vertreten und ein wenig am See spazieren gehen. Trude blieb auf der Bank vor dem Café sitzen, denn ihr Rücken plagte sie in letzter Zeit zu sehr. Das Dreiergespann blieb eine gute Stunde weg, sehr zum Missmut von Trude. Lachend bogen sie um die Ecke. Zu Trude gewandt meinte eine der Damen: „Du hast vielleicht ein Glück mit deinem Friedhelm. Mein Günter ist doch nur noch ein alter Griesgram.“ Lieschen setzte hinterher: „Mein Kurt ist ja bereits tot, aber so einen Mann wie deinen Friedhelm, das wäre schön, das wäre wie im Märchen. Du hast wirklich ein Glück“ Friedhelm sonnte sich in diesen Komplimenten. So wusste er doch, dass es auf der Rückfahrt bereits schon wieder ganz anders aussehen würde.


Das war Geschichte Nummer Eins. Und auf Eins folgt Zwei.
Den Sommer verbinden viele Menschen gleichzeitig mit dem Motorradfahren.
So hält es auch der Autor der nun folgenden Geschichte.



"Der Sommer kann kommen" von Frank Volkelt

Lefty war gerade dabei, an seiner Harley Davidson einen Ölwechsel vorzunehmen. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel auf die Erde nieder. „Warum bin ich ausgerechnet heute und jetzt nicht am See oder am Strand, statt hier an der Maschine zu schrauben?“, dachte er so vor sich hin. Das Außenthermometer zeigte satte 35 Grad an.
Kurz darauf kam sein Freund Jan überraschend angeschlichen. Jan fing gleich wieder zu erzählen an, was alles Mögliche schief lief und eigentlich doch alles Mist wäre. Natürlich war er wieder mit sich und seinem Leben unzufrieden. Lefty hörte sich das eine ganze Weile an, während er weiter an seiner Harley putzte, und sagte dann: „Oh Alter, erzähl mir hier keine Märchen, da habe ich jetzt gar keinen Bock drauf. Du jammerst mir immer wieder dieselbe Leier vor, jedoch änderst du nichts daran.“ Jan schaute etwas verdutzt und reagierte etwas verstimmt. Doch Lefty war das im Moment völlig egal, da er schnell fertig werden wollte, um mit der Harley zum Wasser fahren zu können und der sengenden Hitze zu entfliehen. Er dachte nur daran wie angenehm erfrischend das Wasser sein würde und an die völlige Ruhe beim Tauchen.
Als Lefty fertig war und gerade das Werkzeug in die Garage räumte, kam Sandy aus dem Haus gegenüber heraus. Sie war der Traum aller Männer der Umgebung. Mit ihrer tollen Figur und den langen Haaren, die bis zur Hüfte reichten, war sie schon ein wahrer Blickfang. Tja, sie war Lefty schon paarmal aufgefallen, doch schien sie für ihn unerreichbar.
Sandy blieb am Zaun zu Lefty´s Haus stehen. Sie schaute mit einem Augenzwinkern herüber und lächelte Lefty an. Dabei schob sie sich genüsslich eine Erdbeere in den Mund. Lefty´s Puls begann zu rasen. Ihm wurde nun auf eine ganz andere Weise heiß und er murmelte vor sich hin: „So meine WILD ANGEL“, wie er seine Harley Davidson nannte, „der Sommer kann losgehen.“

Am Abend fuhren Sandy und er mit der Harley in den Sonnenuntergang ans Meer.

So kann es gehen......

Nach den ersten beiden Geschichten geht es nun modern und locker-flockig weiter.

Zwei Schwestern begeistern hier den Leser!



"Der Rohdiamant" von Kerstin Schreiber

Die beiden Schwestern Lilly und Sophie führten seit zwei Jahren den örtlichen Imbisswagen. Die Dorfbewohner, sowie auch die Durchgangsbesucher des kleinen Örtchens waren begeistert von den größtenteils hausgemachten Speisen. Die Schwestern konnten jedoch unterschiedlicher nicht sein. Die jüngere Lilly war ein richtiges kleines Modepüppchen. Sophie hingegen legte nicht viel Wert auf ihr Äußeres. Sie wirkte teilweise schon eher ungepflegt. So kam es, dass besonders die Männer froh waren, wenn Lilly bediente und sie mit ihr flirten konnten. An Sophie schienen die derben Sprüche der Kunden, in Bezug auf ihre Person, abzuprallen. Dieses war aber nur rein äußerlich so, denn innerlich trafen sie diese Äußerungen bis ins Mark. Am Samstagnachmittag herrschte Hochbetrieb am Stand der Schwestern. Sophies Augen trafen die Augen eines Fremden, der in der Warteschlange stand. Während sie weiter bediente, fühlte sie seine Blicke auf sich ruhen. Ausgerechnet auf ihr, es musste sich um eine Täuschung handeln. Gerade als der Fremde an der Reihe war, rief Ulf, welcher mit einer Gruppe von Männern an den Stehtischen seine Speisen verzehrte, zu ihr herüber: „ Eye Sophie, deine Haare könnten auch mal wieder einen Ölwechsel vertragen. Sie glänzen ja schon, wie euer Pommesfett.“ Und Roger setzte hinterher: „ Ja und deinen Schlabberlook könntest du auch mal ablegen. Mensch Mädchen, wir haben Sommer, da will Sonne an die Haut. Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester.“ Die Gruppe grölte vor Lachen. Sophie jedoch lief vor Scham rot an. Tränen rannen ihr übers Gesicht, als sie fluchtartig den Imbisswagen verließ. Abends kümmerte sich Lilly einfühlsam um ihre Schwester. Endlich ließ Sophie es zu, dass Lilly ihr die Haare schnitt und frisierte. Lilly wählte Kleidung aus ihrem eigenen Kleiderschrank aus. Sophie erkannte sich selber nicht im Spiegel wieder. Am nächsten Tag staunten die Kunden nicht schlecht, über die nun so veränderte Sophie. Sie trug ein ärmelloses Top zu engen Jeans. Der Fremde stand wiederum in der Warteschlange. Als Sophie nach seinen Wünschen fragte, sagte er ganz leise an sie gewandt: „ Ich wusste, dass ein ungeschliffener Diamant unter der Hülle steckte. Ich möchte nichts lieber, als deinen verlockenden Erdbeermund küssen.“ Sophie wandelte ab da wie auf Wolken, sie fühlte sich genau wie im Märchen, denn für den Abend hatte dieser fremde Prinz sich mit ihr verabredet.



Nun kommen wir zur vierten Geschichte.

Es folgt eine wunderschöne kleine Erzählung im Märchenstil.


"Das Baumhaus" von Frauke Sattler


Das harte Gras pikste in ihre kleinen nackten Füße. Meike störte es nicht, endlich Sommer und die Schuhe konnten im Schrank stehen bleiben. Schnell hatte sie den Weg durch den Garten zu ihrem Baumhaus erreicht. Sie sah nach oben, die vielen Zweige und Blätter ließen ihr Baumhaus nur schwach erkennen. Dann legte sie in einen Korb, der an einem Seil vom Baumhaus herunter hing, ein Kopfkissen und einen Schlafsack. Sie kletterte geschickt die kleine Holzleiter hoch und schon stand sie in ihrem kleinen Reich. Meike liebte dieses Baumhaus sehr. Heute Nacht wollte sie zusammen mit ihrer Freundin Ida hier oben schlafen. Mit einer Seilwinde zog sie den Korb nach oben. So, nun waren alle Vorbereitungen getroffen. „Du weißt schon, dass bei Vollmond im Sommer die Gespenster und Hexen in den Gärten Unfug treiben?" Pepe, ihr großer Bruder stand lässig an den Baum gelehnt und schaute zu Meike hoch. Schnippisch antwortete Meike von oben: „Na und, wir ziehen die Leiter hoch und dann können sie nicht hochklettern." „ Da sieht man wieder wie dumm du mit deinen fünf Jahren bist. Die Gespenster können fliegen und sich ganz dünn machen, so passen sie durch die kleinsten Ritzen." „Pepe du sollst deine Schwester nicht immer ärgern und ihr solche Märchen erzählen." Ihre Mutter war hinzugekommen. In ihren Händen hielt sie eine kleine Schale mit wunderbar rot leuchtenden Erdbeeren. Sie stellte die Schale in den Korb und Meike zog ihn wieder hoch. „Gespenster und Hexen haben eine Allergie gegen Erdbeeren. Sie verlieren ihre Flugkraft. Sie haben einen sehr guten Geruchssinn und der Geruch von Erdbeeren hält sie Kilometer weit weg." Mutter musste schmunzeln und drehte sich von Meike weg. Nun erzählte sie Märchen. „Ich fahre in die Autowerkstatt, der Wagen muss zur Inspektion und zum Ölwechsel! Wenn wir am Wochenende in die Ferien starten, muss das Auto in Ordnung sein.", rief Vater den Dreien von der Gartenpforte aus zu.


Kling Glöckchen - klingelingeling

Die Weihnachtskurzgeschichten der Küstenautoren sind die unkonventionelle Variante der bekannten Weihnachtsgeschichten und ein modernes Symbol der besinnlichen Weihnachtszeit.

Weihnachtskurzgeschichten sind an Weihnachten inzwischen ebenso beliebt wie ihre klassischen Vorbilder. Sie enthalten, genau wie jene, eine Botschaft für Nächstenliebe, sowie Harmonie und regen zum Nachdenken an, jedoch auf eine lockere Art.

Hier dürfen nun die Weihnachtsgeschichten für das Fest im Jahr 2018 gelesen werden.

Wieder haben die Küstenautoren die vier gleichen Wörter mit in ihre Geschichten eingebaut.

- Rentier

- Schneeflocke

- Glockenklang

und als Wort-Crasher musste dieses Mal der - Stringtanga - mit eingebaut werden.

Viel Freude beim Lesen.
Und die Küstenautoren wünschen allen eine schöne Weihnachtszeit.

Nun gleich zur ersten Geschichte.
Hierbei wird ein Schmunzeln in das Gesicht des Lesers gezaubert.

"Die Weihnachtspyramide" von Kerstin Schreiber

Wir befinden uns im Zeitalter der Digitalisierung und ebenfalls in einem neuen Zeithalter hinsichtlich der Beleuchtung. So auch zum Weihnachtsfest. Vor Jahren hatte ich bereits begonnen alles im und am Haus umzuändern. So war auch die komplette Weihnachtsbeleuchtung mit LEDs bestückt worden. Und die richtigen Kerzen waren bereits spätestens nach der letzten Renovierung aus dem Haus verbannt worden. Meine Frau, die damit erst gar nicht einverstanden war, musste sich letztendlich fügen, als ich ihr die verrußten Ecken, Fenster- und Bilderrahmen näherbrachte. Das sollte nach der Renovierung nun nicht mehr passieren. Wofür gab es schließlich LED-Kerzen. In diesem Jahr hatte ich beim Aufräumen des Kellers jedoch die alte und sehr große Weihnachtspyramide wiederentdeckt. Ich hatte sie verbannt, schon allein wegen der rußenden Kerzen. Drei Tage vor Heiligabend begab ich mich daran, diese Pyramide umzurüsten. Sie war sehr alt, bereits von meiner Oma. Sie war so groß, dass sie meistens nur auf dem Fußboden gestanden hatte. Ich richtete alle Figuren wieder her, die Engel mit ihren Flöten, die kleinen Wichtel, Rentiere und auch in der unteren Etage Maria und Josef mit dem Jesuskind, den Hirten, Tieren und den Heiligen Drei Königen. Dann begab ich mich an die Elektrik. Mein Sohn, der bereits in Kiel studierte und nicht mehr Zuhause wohnte, hatte hier noch die ganzen Elektroteile seiner ehemaligen Modelleisenbahn im Keller liegen. Ich fand den geeigneten Motor und auch einen passenden Trafo. Und zwischen allem lag auch noch ein roter String-Tanga. „Na, was der wohl hier zu suchen hatte.“, dachte ich so bei mir. Die Beleuchtung wurde mit LED-Lämpchen bestückt. Und dann war es so weit, ich steckte den Stecker in die Steckdose, regulierte den Trafo. Und schon drehte sich die Pyramide und spielte dazu noch die wunderschöne Melodie: „Stille Nacht, heilige Nacht…“ Ich war so stolz auf mich, behielt es aber trotzdem erst einmal für mich. Am Heiligabend, war der Tisch wunderschön gedeckt mit jeder Menge Schüsseln, gefüllt mit Köstlichkeiten, den Fleischplatten und den kostbaren Weingläsern. Die komplette Familie saß um den Tisch herum. Unsere Kinder mit Partnern, die Enkelkinder, unsere Eltern und natürlich meine Oma. Ich hatte meine Frau gebeten, dass sie in der Mitte des großen Tisches einen Platz freilässt. Nun holte ich die Pyramide aus dem Keller und stellte sie mit Hilfe meines Sohnes in die Mitte des Tisches, eingerahmt zwischen den ganzen Köstlichkeiten. Alle staunten nicht schlecht, als ich nun den Stecker einsteckte und die Pyramide sich gemächlich zu drehen begann und dazu die Klänge von „Stille Nacht, heilige Nacht…“ ertönten. Besonders Oma war verzückt, so erkannte sie doch ihre eigene Pyramide wieder. „Schön hast du das gemacht, mein Junge.“, sagte sie voller Stolz an mich gewandt. Leiser Glockenklang ertönte im Hintergrund. Draußen rieselten die ersten Schneeflocken. Nun war Heiligabend da. Plötzlich erfolgte erst ein knarrendes Geräusch, dann klackte es und die Pyramide begann sich immer schneller zu drehen. „Stille Nacht, heilige Nacht…“, wurde nun von Mickey Mouse gesungen, so hörte es sich wenigstens an. Rasend schnell drehte sich die Pyramide. Alle schauten wie gebannt hin. Die Engel schmissen ihre Flöten weg. Die Katze konnte noch soeben davor ausweichen. Nach und nach flogen die Flügel der Pyramide, sowie die Figuren durch die Gegend, landeten im Rotkohl, in den Kartoffeln usw. Oma bekam eine ganze Ladung Rotkohl an den Kopf. Langsam färbten sich ihre Haare bläulich-rot. Mein Sohn zog den Stecker, das Spektakel hörte auf. Keiner sagte etwas. Als erstes fand meine Enkelin Luisa die Sprache wieder. „Opa, das war das schönste Weihnachten, machen wir das jetzt immer so?“



Nach Geschichte Eins folgt nun auch gleich die zweite Geschichte.
Es ist nicht immer einfach, für jeden das passende Geschenk zu finden. Lesen Sie selbst.

"Ein Geschenk aus Schweden" von Frank Volkelt

Weihnachten, ja dieses Jahr würde wieder ein größerer Teil der Familie zusammenkommen als sonst. Die Tante und der Onkel aus Schweden mit ihrem Sohn hatten sich über die Feiertage zu Besuch angemeldet. Die Vorfreude auf das Ereignis ließ mich kaum in den Schlaf kommen. Hatten wir uns doch schon fast zwei Jahre nicht mehr gesehen, da es mit dem Sommerurlaub in Schweden in diesem Jahr wegen der vielen Arbeiten am Haus nicht geklappt hatte. So würden dieses Jahr nicht nur Oma, Opa und der Onkel aus Hamburg, sondern auch der Familienteil aus Schweden, mit uns das Weihnachtsfest verbringen. Der rechtzeitige Schneefall dieses Jahr machte die Landschaft zu einer wunderschönen Weihnachtskulisse. Die Stimmung passte so herrlich zu allem dazu. Ich half beim Aufbau der Weihnachtsdekoration im und ums Haus herum wie immer mit.

Dieses Jahr musste alles besonders perfekt sein und so mussten Papa und ich viele Dinge nach Begutachtung von Mama nochmals umstellen, wie auch das große Rentier vorne im Garten. Es war eine herrliche Zeit mit all den Lichtern in und an den Häusern. Von der Kirche erklang am Abend der Glockenklang durchs Dorf. Auch hatten wir extra für den Besuch aus Schweden eine dort so typische Schneeballpyramide mit Kerze darin im Garten gebaut. Diese wurde dann auch sehr oft von den vorbeigehenden Menschen am Zaun lange bestaunt.

Nun kam endlich der Heilige Abend und so manche Schneeflocke glitt leise und bedächtig zur Erde herab. Dann kamen sie endlich alle herein zum gemütlichen Weihnachtsfest bei uns. Erst gab es ein schönes leckeres Essen, das Mutter wieder mit viel Liebe und Mühe über den Tag vorbereitet hatte.



Danach begab sich die ganze Familie in die Stube, wo die Kerzen am Weihnachtsbaum entzündet wurden. Beim Singen einiger Weihnachtslieder kam nun jeder so richtig in Weihnachtsstimmung.

Zu etwas späterer Stunde begann die Bescherung. Es wurde immer nur jeweils ein Geschenk unter dem Baum hervorgeholt und dem Bedachten gegeben. Alle schauten gespannt beim Auspacken zu. Irgendwann kam dann Papas Geschenk von den schwedischen Verwandten an die Reihe. Mein Onkel überreichte es ihm mit dem Hinweis, dass es sich hierbei um wunderschöne schwedische Landschaften handelte. Papa packte es aus, und tatsächlich es war ein sehr großer Kalender mit wunderschönen schwedischen Landschaftsbildern.
Doch nun wurde mein Onkel völlig unruhig und nervös. So hatte ich ihn noch nie erlebt. Er stammelte etwas auf Schwedisch, was natürlich keiner von uns verstand. Die Tante aber konnte sich dann ein Lachen doch nicht mehr verkneifen. Alle schauten sich ratlos an und man wusste nicht was nun los sei. Doch dann kam des Rätsels Lösung.
Auf dem Weg zu uns, hatten sie eine ältere Dame in unserer Straße besucht, die eine Freundin meiner Großeltern ist. Und dieser Dame hatte mein Onkel ebenfalls einen schwedischen Kalender mitgebracht. Da beide gleich verpackt waren, wurden sie dadurch wohl unbeabsichtigt vertauscht. Nur in diesem Kalender waren keine schwedischen Landschaften, sondern schöne Frauen, die nichts oder nur einen Stringtanga trugen, abgebildet. Ein großes allgemeines Lachen setzte ein. Wie wird die Dame wohl geschaut haben, als sie das Geschenk öffnete? Meinem Onkel war das jedoch sehr peinlich. Der Gang am nächsten Tag zu der Dame um die Geschenke zu tauschen, fiel ihm nicht leicht.



Weihnachten regt aber auch zur Besinnlichkeit an. Die dritte Geschichte trifft mitten ins Herz. Weihnachten ist eine besinnliche Zeit, in welcher wir gerne anderen eine Freude bereiten.

"Omas Weihnachtsfest" von Kerstin Schreiber

Jedes Jahr zu Weihnachten kam unsere ganze Familie bei meinen Großeltern zusammen. So lernte ich in meiner Kindheit bereits wunderschöne Weihnachtsfeste kennen. Jeder freute sich schon das ganze Jahr darauf. Nun war jedoch alles anders. Mein Großvater war bereits seit ein paar Jahren verstorben. Meine beiden Kinder Franzi und Joshua waren noch zu klein gewesen, um den Weihnachtszauber bei ihren Urgroßeltern richtig mitzubekommen. Natürlich führte meine Mutter nun unsere Weihnachtstradition weiter. Oma verweilte mittlerweile in einem Seniorenheim und wir wussten alle, dass sie das Weihnachtsfest in diesem Jahr nicht mehr erleben würde. Sie lag nur noch teilnahmslos in ihrem Bett und wartete förmlich auf den Tod. Dann würde sie unserem Großvater wieder nahe sein. Das nächste Weihnachtsfest wollte sie mit ihm verbringen, so wie früher, als sie noch jung waren, so meinte sie immer wieder. Da sind sie immer zu einem großen Weihnachtsmarkt gefahren, davon schwärmte sie uns sehr gerne vor. Dann kam mir dieser eine Gedankenblitz! Noch einmal meiner Großmutter ein so herrliches Weihnachtsfest zu bescheren. Zuerst hielt mich meine komplette Familie für irre. Immerhin hatten wir Mitte August, es war Sommer. Doch nachdem meine Vorschläge und Pläne langsam Gestalt annahmen, wuchs auch die Begeisterung der anderen. Ja! Oma sollte noch einmal richtig mit uns Weihnachten feiern. Wir bestellten jede Menge Kunstschnee, schmückten die Tannen in unserem Garten. Mutter buk jede Menge Kekse mit den Kindern. Auch der Christstollen nach dem Rezept meiner Großmutter stand auf dem Programm. Wir luden einige Marktbestücker ein. Als sie hörten, warum wir dieses im Sommer veranstalteten, gaben sie uns umgehend ihre Zusage. So gab es einen Bratwurststand, eine Glühweinbude, natürlich durften gebrannte Mandeln und Röstkastanien nicht fehlen. Dann kam das Highlight. Über einen Schneeveranstalter mit Schneehalle, Rodelbahn usw. konnte man Schnee bestellen. Ich sage gleich dazu, es war nicht ganz billig, aber das war uns das Glück unserer Oma wert. Wir bestellten eine Schneebar, eine Rodelbahn für die Kinder, sowie zwei LKW Ladungen mit Schnee, richtigem Schnee. Der Ablauf musste genau geplant werden. Wir hatten nicht viel Zeit. Zwar fand dieser Event erst in den Abendstunden statt, doch auch da waren die Temperaturen noch hoch genug, um den Schnee zum Schmelzen zu bringen. Nur bei der Menge würde es etwas dauern. Die Ränder des Gartens waren mit Kunstschnee bedeckt. Auf die große Fläche sollte der richtige Schnee kommen. Als ich meine Großmutter an diesem Abend aus dem Heim abholte, wurde Zuhause die Schneeladung abgeladen. „Oma, hast du dich auch warm genug angezogen?“, fragte ich, als ich sie abholte. Sie war so klein und zerbrechlich, als sie in ihrem Rollstuhl saß. Jegliches Zeitgefühl war ihr abhandengekommen. Sie lächelte auf einmal verschmitzt: „Natürlich bin ich warm angezogen, so wie damals in jungen Jahren, als ich mit deinem Opa zum Weihnachtsmarkt fuhr. Ich habe so einen warmen Wollschlüpfer an, wie damals auch. Zu unserer Zeit gab es auch noch nicht diese String Tangas oder wie die Dinger heißen. Das hält doch nicht warm.“ Ich schaute meine schwerkranke Großmutter verdutzt an. Als wir an unserem Haus ausstiegen, lag ein Geruch von Schnee in der Luft. Oma sog ihn genussvoll ein. Leiser Glockenklang empfing uns bereits am Gartentor. Und dann standen sie alle mitten im Schnee, meine ganzen Lieben. Oma schlug verzückt die Hände vors Gesicht. Der Geruch von Glühwein, gebrannten Mandeln und Bratwurst zog über das Land. Die Kinder rodelten wie wild auf der Rodelbahn. Ihre Wangen leuchteten vor Eifer. Leichter Wind kam auf und ein kleiner Luftzug wehte klitzekleine Schneeflocken zu uns herüber. Omas Augen strahlten. Ganz bedächtig sagte sie: „Genauso sah es aus, wenn ich mit eurem Großvater zum Dorfplatz gegangen bin. Ich möchte so gerne zu Opa, ich habe solche Sehnsucht nach ihm.“ Dann kam der Weihnachtsmann mit seinem Rentierschlitten auf unseren Hofplatz gefahren. Er stieg vom Schlitten und nahm Oma ganz fest in den Arm und übergab ihr ein Lebkuchenherz, genauso wie sie es jedes Jahr von meinem Opa erhalten hatte. Wir sangen noch Weihnachtslieder und blickten in die glänzenden Augen von unserer Oma. An diesem Abend brachte ich meine Oma nicht mehr ins Heim zurück. Sie entschlief glücklich inmitten dieser Schneelandschaft. Meine Oma trat diesen letzten Weg mit glückgefüllter Seele im Kreise ihrer Lieben an.


Dieses Mal wagen sich die Küstenautoren an ein ganz neues Genre des Geschichtenschreibens.

Man darf sich nun auf zwei Fantasy-Geschichten freuen.

1. "Der Kampf um Lamanza" von Kerstin Schreiber
2. "Deep Water Town" von Frank Volkelt



Zum Teil handelt es sich um Auszüge aus ganzen Geschichten. Wir wollen einfach einmal schauen, wie das Interesse auf diesem Gebiet sein wird.



Nun zur ersten Geschichte. Eine mutige Kämpferin geht hier ihren Weg.

"Der Kampf um Lamanza" von Kerstin Schreiber

Rena rannte mit ihrem Bruder Tommasch im Schlepptau so schnell sie konnte. Aus jeder Familie vom Volk der Lamanza ging nur ein Kämpfer hervor. In Renas Familie war sie als die Kämpferin erkoren worden. Tommasch war da eher der Träumer, er benötigte ihren Schutz. Rena erkannte bereits die Schatten, welche die dunklen Gestalten der Zamandos auf sie warfen. Fünf waren es. Gegen diese Übermacht hatte selbst die erfahrene Kämpferin keine Chance. Doch sie wollte sich nicht unterwerfen, und sie musste ihren Bruder beschützen, denn das war ihre Bestimmung. Sollten sie den Zamandos unterlegen, so würden sie willenlos werden. Man würde ihre Körper als Zuchtstätte für die gefährliche Brut nutzen. Vor ihnen tauchte ein grauer Gebäudekomplex auf. Ein verlassener Betonklotz. Es blieb keine Zeit für Überlegungen. Sie stieß die Tür auf und sie rannten hinein. Sie hörte den schweren Atem von Tommasch. Eine schnelle Lösung musste her, denn ihr Bruder würde nicht mehr lange durchhalten. Ein Bild musste gefunden werden. Irgendein Gemälde sollte es doch in diesem verdammten Haus geben. Die meisten Bilder wurden jedoch gleich nach Entdeckung durch die Zamandos vernichtet. Es gab also nicht mehr viele Kunstwerke in ihrer Welt. Die Verfolger kamen immer näher, sie spürte bereits ihren übelriechenden Atem. Sie bogen um die Ecke. Aus den Augenwinkeln erkannte sie schwach ein Gemälde im Dunkeln des Raumes. Sie fasste fest nach Tommaschs Hand und sprang mit ihm in das Gemälde hinein. Ihre Verfolger waren sie nun los. Renas Gabe war es, in die Welt der Kunstwerke zu springen. Genau in die Szene, welche auf dem Bild eingefangen war. Ein bedenkenloser Sprung konnte Gefahren bergen, denn nicht immer landete man auf einer sonnigen Blumenwiese. So ein Sprung musste eigentlich vorab gut überdacht werden. Doch heute gab es keine Zeit, die Gefahren gegeneinander abzuwägen. Rena schloss für einen kurzen Moment die Augen. Sie hörte ein Grölen. Beim Öffnen musste sie ihre Augen erst gegen das grelle Sonnenlicht schützen. Sie standen in einer Arena. Abertausende Menschen saßen auf den Tribünen um sie herum. Sie hörte ein Stampfen und stoßende Atemzüge. Sie dachte: „Die Zamandos? Das konnte doch unmöglich sein, denn ein Gemälde bedeutete immer Vergangenheit.“ Sie zog ihr Schwert, als der tobende Stier auf die Geschwister zustürmte. Sie wollte sich dem Vieh entgegenstellen. Sie befanden sich in einer Stierkampfarena. Sie waren aus der Zukunft in das Jahr 2019 zurückgesprungen. Ein Zeitsprung also. Rena umschloss den Griff ihres Schwertes, sammelte all ihre Kraft und rannte auf den Stier zu. „Für Tommasch!“, so war ihr Schlachtruf. Sie traf den Stier mit der Klinge in den Schulterbereich und durchbohrte gekonnt sein Herz. Die Menge tobte. Rena nahm Tommasch schützend bei der Hand. Die Menge dachte, dass es sich um eine gewollte Showeinlage handelte. Die Geschwister mussten verschwinden. Genauso schnell, wie sie auch gekommen waren. Innerhalb von einer Stunde konnte der Sprung in das Gemälde rückgängig gemacht werden. Danach wären sie in der Vergangenheit gefangen. Sie könnten wohl durch ein anderes Gemälde in eine andere Epoche reisen. Doch nach Lamanza ginge die Reise wohl nicht mehr zurück. Nie mehr nach Hause würde das bedeuten. Doch noch waren sie in der Zeit, sie mussten zurück, denn ihr Volk brauchte sie für den Kampf gegen die Zamandos.

Wir kommen nun zu der zweiten Geschichte. Reisen Sie mit uns in die Zukunft.

"Deep Water Town" von Frank Volkelt



Vor fast einhundert Jahren war die Menschheit aufgrund der Umweltverschmutzung und der daraus resultierenden Klimaveränderung gezwungen neue Lebensräume zu erschließen. Dieses geschah indem man das Leben in Unterwasserstädte verlagerte. Doch weitere Folgen aufgrund der Umwelteinflüsse waren noch gar nicht absehbar.

.....

Die Verbindungsröhren zwischen zwei Siedlungsbezirken wurden eines Tages plötzlich durch einen heftigen Aufprall erschüttert. Einige, zu dem Zeitpunkt in ihnen befindliche Menschen, wurden zu Boden geschleudert. Nun wurde Alarm ausgelöst. Dieses Mal hatte der Megatun eine der Verbindungsröhren von Deep Water Town angegriffen. Er fixierte die sich darin bewegenden Menschen als Beute an. Doch die transparenten Röhrengänge zwischen den Siedlungsbezirken drei und vier hatten dem Angriff standgehalten. Außer ein paar leichten Leckstellen blieb alles unter Kontrolle und der Leckabwehrtrupp Delta 10 hatte keine allzu große Mühe diese kleinen Leckagen zu beheben. Der kurzzeitige Stromausfall war nicht so dramatisch, da das Sonnenlicht auch hier in ca. 30 – 35 Meter Tiefe unter der Wasseroberfläche noch ausreichte um nicht völlig im Dunklen zu tappen. Der Megatun wurde erst vor kurzem das erste Mal in den Bereichen von Deep Water Town entdeckt. Es handelte sich entweder um eine völlig neue Spezies oder aber nur eine außergewöhnliche Mutation. Seine Ausmaße waren beträchtlich. Die Ortungsgeräte zeigten eine Länge von fast 65 Metern und eine Breite von fast 4,5 Metern an. Das würde auf Dauer eine zu große Gefahr für Deep Water Town bedeuten. So wurde in der Verteidigungszentrale entschieden, das speziell für Abwehr Aufgaben gedachte Jagd-U-Boot UK.2. solle diese Bedrohung eliminieren. Bei erfolgreicher Mission wäre nicht nur die Gefahr beseitigt, sondern auch die Kühllager reichlich mit frischer Nahrung gefüllt. Der Einsatz würde nicht ungefährlich und schon gar kein Leichtes werden. Kurze Zeit später verließ UK.2. seine Basisröhre.

Doch das Jagd-U–Boot UK.2. kehrte nie wieder zurück.

.....



Dieses ist ein Auszug aus einer Fantasy-Geschichte, die durchaus weitergehen wird.


Liebe Leserinnen und Leser!

Wie jedes Jahr, dürfen auch in diesem Jahr die Weihnachtsgeschichten der Küstenautoren nicht fehlen.

In diesem Jahr bedienen unsere Geschichte unterschiedliche Genres.

Tiergeschichte, Liebesgeschichte, Kindergeschichte und eine historische Geschichte.

Lesen Sie munter drauf los und erkennen Sie selbst, welche Geschichte zu welchem Genre passt.
Und dazu noch schön weihnachtlich.....





Nun zu unserer ersten Geschichte:
Vielleicht bedient diese sogar schon gleich zwei Genres. Das war aber eher Zufall.

__________________________________





"Kullerkeks feiert Weihnachten" von Kerstin Schreibe

Kullerkeks feiert Weihnachten

Nun war der kleine Spinnenjunge Kullerkeks schon so lange von Zuhause weggewesen. Über ein halbes Jahr hatte er seine Mama nicht mehr gesehen. Überall wurde nun alles festlich geschmückt und man sprach über das bevorstehende Weihnachtsfest, das Fest der Liebe und der Familie. Kullerkeks hatte viel von der Welt gesehen und wollte nun nach Hause, damit er seiner Mama von seinen Erlebnissen berichten konnte.
Ob wohl die garstige Spinne Hubert auch noch in dem Haus wohnte, wo seine Mama lebte? Vor ihm hatte das Spinnenkind immer große Angst gehabt.
Endlich erreichte Kullerkeks das große Haus, indem er als kleine Babyspinne aus einem Kokon geschlüpft war. Die Geschwister von Kullerkeks waren schon sehr früh in die Welt hinausgezogen. Aber er blieb jedoch als kleinstes und etwas unbeholfenes Spinnenkind noch etwas länger bei der Mama Zuhause.
Kullerkeks wollte durch die Hintertür ins Haus kriechen. Hier gab es damals schon einen wunderschönen Spalt, durch welchen Insekten wunderbar durchpassten.
Kullerkeks blieb kurz stehen. Neben der Tür befand sich früher ein kleines Erdloch, doch dieses war nun fest verschlossen. In Kullerkeks erwachte die Neugierde. Mit aller Kraft grub Kullerkeks das Loch wieder frei. Und siehe da, zum Vorschein kamen kräftige und lange Spinnenbeine. Kullerkeks zog daran. Ein wütendes Grunzen ertönte. Zum Vorschein kam ein schlaftrunkener Hubert. „Wer stört hier meine Winterruhe?“, fragte Hubert, gefolgt von einem bösen Fauchen.
Früher war der garstige Hubert dem Spinnenkind nie wohlgesonnen. Doch nun wollte er Kullerkeks etwas erklären. „Kullerkeks, ich erkenne dich wieder. Pass mal auf! Du darfst andere Tiere nicht bei ihrer Winterruhe stören….“, und schon schaute Kullerkeks gebannt auf die alte Spinne. „ Hier ist es so kalt im Winter, dass sich die meisten Spinnenarten während dieser Jahreszeit in den Boden oder ins Laub zurückziehen. Dort sind sie geschützt und können nicht erfrieren. Aber es gibt durchaus auch Spinnenarten, die sogar im Winter aktiv sind. Wieder andere fallen in eine Kältestarre. Manche Spinnen paaren sich selbst in der kalten Jahreszeit, sie entwickeln so eine Art Frostschutzmittel in ihrem Blut. Die Spinnen in Kältestarre ertragen Temperaturen bis hin zu minus 20 Grad.“
Kullerkeks bekam vor lauter Spannung nicht mehr den Mund zu. „Und ich, ich überwintere immer in einer unterirdischen Röhre. Schau mal hinein. Meine Wände habe ich mit Spinnseide tapeziert. Und nun geh du zu deiner Mama, ich schlafe nun weiter. Störe mich ja nicht mehr!“ Damit verschwand der garstige Hubert wieder in seiner Erdröhre und begann diese wieder zu verschließen.
Das beeindruckte Kullerkeks sehr. Da war die kleine Spinne so weit unterwegs gewesen und nun lernte der Spinnenjunge noch kurz vor der eigenen Haustüre so viel dazu.
Die Mama von Kullerkeks fiel fast vom eignen Netz herunter, als sie ihr kleines Spinnenkind herannahen sah. Die Freude war so groß. Die Mama sagte: „Nun kann Weihnachten beginnen, denn ich halte meinen kleinen Kullerkeks wieder in meinen acht Spinnenbeinen.“
Den Weihnachtsabend verbrachten die beiden im Tannenbaum, der im Wohnzimmer des Hauses stand. Überall brannten Kerzen. Kullerkeks hätte sich fast ein Beinchen daran verbrannt. Schnell errichteten Mama und Sohn ein Netz im Tannenbaum. Hier ließen sie es sich am Weihnachtsabend gutgehen. Kullerkeks erzählte spannende Geschichten von seiner Reise. Und Mama,ja die war stolz auf ihr kleinstes Spinnenkind.





Nun kommen wir zu unserer zweiten Geschichte. Wieder erwartet den Leser ein wunderschönes Erlebnis zur Weihnachtszeit.





************************

"Wenn sich Pläne ändern" von Raina Käselau

Wenn sich Pläne ändern

Melanie war im September einundzwanzig geworden. Vor zwei Jahren hatte sie ein BWL Studium an der Fachhochschule Westküste in Heide begonnen. Hier wohnte sie zusammen mit ihrer Freundin Klara in einer kleinen Zweieinhalbzimmerwohnung. Die Miete war noch gerade so erschwinglich. Vom BAföG alleine konnte man nicht leben und so jobbte Melanie jeden Samstag auf dem Wochenmarkt am Gemüsestand. Zusammen mit einer kleinen Unterstützung ihrer Eltern kam sie zurecht. Vier Semester hatte Melanie schon geschafft und wenn alles weiterhin gut lief, war sie in einem Jahr und zwei Monaten fertig. Danach hatte Melanie schon ein tolles Jobangebot bei einem Hamburger Wirtschaftsunternehmen.

Doch bis dahin wollte sie sich neben dem Studium auch noch amüsieren und austoben. Hierfür fuhr sie mit Klara öfter nach Kiel ins „Frizz“, „Café Taktlos“ oder ins „Tucholsky“ in der Bergstraße. Im „Frizz“ hatte Melanie vor einem Jahr auch ihren aktuellen Freund Ben kennengelernt. Er studierte Agrarwirtschaft an der Fachhochschule in Kiel. Ben hatte bereits fünf Semester absolviert und befand sich jetzt gerade für ein Auslandssemester in Lommel, Belgien. Dort arbeitete er und sammelte Erfahrungen auf einer riesigen Biogasanlage.

Wenn beide ihre Abschlüsse in der Tasche haben werden, wollten sie sich in Hamburg eine gemeinsame Wohnung suchen. So war der Plan – oder besser gesagt, so ist er gewesen, denn manchmal ändern sich Pläne auch.

Denn nun saß Melanie am vierten Advent in ihrem WG-Zimmer und war im neunten Monat schwanger. Am 11. Januar war der Stichtag. Ben blieb noch bis Ende Dezember in Belgien, damit er dann sein Semester abschließen konnte. Bei der Geburt wollte Ben natürlich dabei sein, dass war wichtiger, als gemeinsam Weihnachten zu feiern. Im nächsten Jahr werden sie dann Weihnachten eine kleine Familie sein. Diese Gedanken gingen gerade durch Melanies Kopf, als sie starke Bauchkrämpfe verspürte. „Ach her je“, dachte sie, „das sind doch wohl hoffentlich keine Wehen“. Sie wartete ab und bemerkte, dass die Krämpfe ziemlich oft und in gleichmäßigen Abständen kamen. Melanie rief nach Klara, die prompt zur Stelle war. Nach kurzer Beratschlagung brachte Klara, Melanie sofort ins Westküstenklinikum. Dort angekommen, stellte eine Gynäkologin fest, dass es wirklich Wehen waren und das Baby sich entschlossen hatte, schon demnächst auf die Welt zu kommen. Oh nein, so hat Melanie es doch gar nicht geplant.

Sie war jetzt seit sieben Stunden im Patientenzimmer, als es an der Tür klopfte. Die Wehe war gerade abgeklungen und so rief sie: „Herein!“

Und da stand er nun im Türrahmen. „Ben, oh mein Gott, wie kann das sein?“, rief Melanie. Ben nahm Melanie in den Arm und erklärte ihr, dass Klara ihn sofort angerufen hatte, nachdem sie Melanie ins Krankenhaus gebracht hatte. Daraufhin hatte Bens Chef ihn umgehend freigestellt und alles Gute gewünscht. Ben schaffte die 606 km, für die er oft mehr als sieben Stunden brauchte in noch nicht einmal sechs Stunden und zehn Minuten. Melanie konnte es noch gar nicht fassen, „Jetzt wird alles gut“, sagte sie. Ja, und dass stimmte auch, denn zwei Stunden später hielten Ben und Melanie ihre kleine Tochter Sina in den Armen. Somit können die drei schon in diesem Jahr, Weihnachten als kleine Familie feiern.





Auf zur nächten Weihnachtsgeschichte.



************************

"Der Weihnachtskater" von Katinka Weisenheimer

Der Weihnachtskater

»Wie bin ich bloß in diese Lage geraten?«
Der kleine schwarze Kater Moritz saß in der Badewanne und ließ die Ohren hängen. Seine Pfoten waren nass, sein Po saß in einer Pfütze und von seinen Schnurrbarthaaren tropfte Wasser herunter. Nun hörte er, wie die Katze über den Toilettendeckel in das Waschbecken sprang. Das auch noch!
Tinkerbell sah auf ihn herab.
»Was hast du denn angestellt?« Wie immer klang sie hochmütig und altklug. Sie war ein paar Jahre älter und nutzte jeden Moment, ihn in seine Schranken zu weisen. Dabei war er doch jung und voller Tatendrang, sie hingegen lag nur herum. Wie langweilig!
»Ich wollte mir den Schnurrbart färben«, murmelte er.
»Wie bitte? Ein bisschen lauter!« Tinkerbell hockte sich in das Waschbecken und beobachtete Moritz scharf. Er richtete sich auf, schüttelte den Kopf, dass die Schnurrbarthaare die letzten Tropfen verloren, und begann sich zu putzen.
»Ich wollte mir den Schnurrbart färben«, wiederholte er laut. Er schielte nach oben. Tinkerbell schien zu grinsen, was ihn noch mehr ärgerte.
»Ach, wegen der Siam von nebenan?« Mist, die bekam auch alles mit.
»Naja, sie fand mein eines weißes Schnurrbarthaar so toll.«
»Und da dachtest du, wenn alle Haare weiß sind, findet sie dich noch toller?« Der Spott in ihren Worten traf den Kleinen hart. Zumal sie der Wahrheit entsprachen. »Und wie wolltest du das erreichen?«
»Der Zweibeiner färbt sich doch auch seine Barthaare«, erwiderte Moritz, immer noch pikiert.
»Das ist nicht färben, sondern rasieren«, meinte die Katze, »ist dir noch nicht aufgefallen, dass er danach mit einem Ding die Farbe abnimmt und anschließend keinen Bart mehr hat?« Verlegen putzte Moritz nun seine Flanke. So langsam fühlte er sich besser. Putzen beruhigte ihn.
»Ich bin auf das Regal gesprungen und habe die Dose mit dem Schaum runter geworfen«, erzählte er weiter. Er war stolz auf seinen Erfindungsreichtum. Nur das Ergebnis ließ zu wünschen übrig. »Dann habe ich den Schaum auf den Haaren verteilt, aber es hielt einfach nicht. Ständig tropfte es runter, und die Schnurrbarthaare blieben schwarz.«
Ein Geräusch von der Wohnungstür ließ beide aufhorchen.
»Da kommt die Zweibeinerin«, stellte Tinkerbell fest, erhob sich, machte einen Buckel und sprang vom Waschbecken herunter, »na, die wird aber gar nicht erfreut sein.« Der kleine Kater sah sich beschämt um. Die Katze hatte recht, er hatte die Badewanne doch sehr verwüstet. Trotzdem blieb er sitzen. Vielleicht besänftigte sein reumütiger Anblick ja die Dosenöffnerin.
Diese kam herein und sah die Bescherung. Sie schnappte erst nach Luft, dann schmunzelte sie. Moritz guckte sie aus großen Augen an.
»Was hast du denn hier angestellt?« Komisch, dass die alle immer diese Frage stellen mussten. Die Zweibeinerin nahm ein Handtuch und beugte sich zu ihm herunter. Normalerweise wäre er nun bereits unter Fauchen geflüchtet, doch diesmal hielt er still, als sie begann, ihn sanft abzutrocknen. In das Handtuch gewickelt, nahm sie ihn hoch und drückte ihn an sich. »Na, schau mal, mein Kleiner, alles halb so schlimm«, murmelte sie beruhigend.
Sie beugte sich noch mal über die Badewanne, nahm etwas vom Schaum und strich zärtlich damit über seine Schnauze. Dann drehte sie sich, um sie beide im Spiegel zu betrachten. Er hatte tatsächlich einen weißen Bart aus Schaum. Lächelnd drückte sie ihr Gesicht gegen seinen Kopf.
»Na, schau mal, Moritz, mit dem Bart siehst du aus wie ein richtiger Weihnachtskater!«







Damit unsere Geschichten komplett sind, nun die noch fehlende Geschichte.

Damit wünschen wir allen Lesern eine schöne Weihnachtszeit!



************************

"Weihnachten ist Hoffnung" von Kerstin Schreiber.



Weihnachten ist Hoffnung

Wir schrieben das Jahr 1945. Das Ende des Krieges war bereits absehbar. Mein Vater diente als Waffenschlosser bei der Wehrmacht. Er hatte die Erlaubnis erhalten, seine Familie sicher aus Ostpreußen zu bringen. Per Pferdefuhrwerk überquerte unsere vierköpfige Familie mit tausenden weiteren Flüchtlingen das zugefrorene „Frische Haff“. Die Flüchtlingstrecks versuchten den Russen zu entkommen. Bei der acht Kilometer weiten Überquerung wurden sie massiv von sowjetischen Tieffliegern beschossen und zusätzlich drohte jederzeit die Gefahr ins Eis einzubrechen. Die Menschen starben in Scharen. Meine Familie erreichte die „Frische Nehrung“, eine Landzunge der Ostsee. Nun musste mein Vater uns wieder verlassen um zur Wehrmacht zurückzukehren. Vom Danziger Hafen sollte nun die Flucht per Schiff weitergehen. Jedoch das große Schiff, für welches bereits Karten vorlagen, nahm meine Familie nicht mehr auf. Die „Wilhelm Gustloff“, einst ein großes Kreuzfahrtschiff, diente nun als Lazarett-, Truppen- und Wohnschiff für die Marine. Wir mussten das nächste Schiff nehmen, die „Potsdam“. Dieses Schiff lag bereits wartend im Hafen von Gotenhafen und war bereit zur Ausfahrt. Später hatten wir erfahren, dass die Gustloff mit ca. 6600 Flüchtlingen an Bord gesunken war. Am 30. Januar 1945 torpedierte das sowjetischen U-Boot S-13 die Gustloff vor der Küste Pommerns in der Danziger Bucht. Unser Schiff, die „Potsdam“ erreichte letztendlich den Hafen von Kiel. Hier herrschte ein heilloses Durcheinander und die Familien wurden auf umliegende Gehöfte verteilt. Für meine Mutter Getrud, meine kleine Schwester Ingrid und mich ging es per Zug weiter nach Husum. Wir hatten großen Hunger und Ingrid schrie andauernd. Ihre Hand schmerzte, denn sie hatte sich diese noch auf dem Schiff in einer Türe eingeklemmt. Bei jedem Halt des Zuges, verließ ich diesen, um bei den umliegenden Gehöften nach Nahrung zu fragen. Ich verlor bei diesen Manövern einen Schuh meines einzigen Paares. Meine Mutter schimpfte mit mir: „Konrad, kannst du nicht besser aufpassen. Deine Schuhe sind so wichtig. Du bekommst so schnell keine Schuhe mehr.“ Sie wickelte mir ihr Tragetuch um den Fuß. Mein Name ist Konrad Schwarz und ich war zu der Zeit auch erst sechs Jahre alt. Wir hatten Glück. Wir kamen auf den Ulmenhof in der Husumer Bucht. Ein großes Gutshaus. Die Bäuerin Heimke Ingwersen begrüßte die Familie und führte sie in die Stube. Hier roch es sehr gut nach Braten und ein großer Weihnachtsbaum schmückte noch jetzt, Anfang Februar, den Raum. Wir Kinder bestaunten diesen. Der Bauer spielte auf seiner Geige Weihnachtslieder und wir alle sangen dazu. Der Bauer meinte, dass sie mit uns noch einmal Weihnachten feiern wollten. Wir durften mit am Tisch sitzen und mit der Familie den leckeren Braten verspeisen. Danach bekamen wir Kleidung, die den eigenen Kindern zu klein geworden war. Und wir bezogen eine kleine Kammer mit einem großen Doppelbett. Meine Mutter, die kleine Ingrid und ich schliefen in dieser Nacht wohl so gut, wie lange nicht in unserem Leben. Hier durften wir bleiben und hatten ein neues Zuhause für die nächste Zeit. Für uns war es zu dem Zeitpunkt ein gefühltes Weihnachtsfest, auch wenn es sehr verspätet kam. In uns breitete sich Hoffnung aus. Noch heute leben wir hier und mein Papa, ja der, der ist später auch aus der Gefangenschaft zu uns gekommen. Das nächste Weihnachtsfest konnten wir gemeinsam begehen.





*************************************************************